was die wieder hingekriegt haben: rund 30 studierende der bayerischen theaterakademie füllen die nüchterne betonhalle im untergeschoss des ägyptischen museums in münchen auf faszinierende weise mit gesang, texten, choreografie, videos, installationen – man ist vom ersten moment weg gebannt. auf einer weissen scheibe im zentrum befindet sich eine art endzeitlabor mit einem hochdruckkessel, aus dem es gefährlich brodelt und dampft, ein paar verdorrte bäume wandeln durch den grossen raum, im halbdunkel wird eine leiche präpariert. „chora“ ist das ergebnis eines spartenübergreifenden suchprozesses unter der leitung von balázs kovalik (inszenierung) und johannes schachtner (musikalische leitung) und beschäftigt sich assoziativ mit dem dazwischen, dem raum zwischen leben und tod, der vergänglichkeit und dem verschwinden der liebe. das publikum bewegt sich zwischen den darstellenden wie in einer ausstellung, mal geht da ein spot an, mal dort, man bleibt stehen, man schaut, man geht weiter. eine mutter befragt das kind in ihrem bauch, vielversprechende junge stimmen und das brillante kammerensemble „der gelbe klang“ lassen musik von monteverdi bis schönberg anklingen, sprechchöre rezitieren dystopische texte von thomas köck. man versteht in der hallenden halle nicht alles, muss man auch nicht, denn am besten lässt man sich einfach einlullen von diesen ton- und textfragmenten und einladen zu einer reise in die eigenen erinnerungen und phantasien. „kommst du bald?“ wird immer wieder gefragt. zu mir? ins jenseits? in die vergessenheit? „es gibt kein verschwinden“, ruft einer, etwas bleibt immer. „chora“ ist ein gesamtkunstwerk, musikalisch, poetisch, enigmatisch – und voll junger energie.
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