Freitag, 20. Oktober 2023
LUZERN: DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER
Mittwoch, 18. Oktober 2023
STANS: DIE WAHRHEIT UND DER KRIEG
„die vereinfachung der welt im feuer der kanonen und kartätschen, im kugelhagel der scharfschützen, im anrennen mit dem blanken bajonett beendet die suche nach der wahrheit. (…) die vordenker, die wortmächtigen, die herren der blitzenden argumente und dröhnenden parolen, hier wie dort sehen wir sie verzückt im wissen, dass sie die wahrheit besitzen, zweifelsfrei, die ganze wahrheit. im rausch des rechthabens wird alles andere zur lüge, und wer die lüge vertritt, wird zum feind, und der feind muss vernichtet werden – nicht mit argumenten widerlegt, nicht mit worten überzeugt, sondern umgebracht mit flinten und kartätschen. der rausch des rechthabens ist der unheimlichste narkotische zustand, den es gibt. man erkennt ihn unweigerlich daran, dass die befallenen, die fixer der wahrheit, das verletzen, das schänden, das töten von menschen von vornherein in rechnung stellen.“ auszug aus einer rede, die der literaturprofessor peter von matt 1998 in der pfarrkirche in stans hielt, bei der gedenkfeier zum kampf des kantons nidwalden gegen die französischen truppen 200 jahre zuvor. 1798, 1998, 2023 – die zeit läuft, die jahre und die schauplätze ändern sich, peter von matts befund nicht: „die wahrheit ist nicht immer auch schon die ganze wahrheit. (…) der mensch aber muss die wahrheit suchen und hat sie nie, und wenn er glaubt, sie zu haben, kommt sicher einer daher, der sie ihm wegbeweist. solange er weitersucht, bleibt er menschlich; sobald er damit aufhört, wird er gefährlich.“
Samstag, 14. Oktober 2023
MÜNCHEN: XÁTA - ZUHAUSE
Freitag, 13. Oktober 2023
ZÜRICH/GENÈVE: DER UNTALENTIERTE MR. R.
er möge theaterschweiss, berichtet ein schauspieler bereits leicht euphorisiert von der rampe. theaterschweiss, das sei diese erregende mischung aus sportschweiss und angstschweiss und lustschweiss und….. na dann. schauen wir also vier schauspielern anderthalb stunden beim arbeiten zu, also beim schwitzen. höchst erfreulich, dass das zürcher theater neumarkt und das genfer théâtre de poche mit einer gemeinsamen produktion die sprachbarriere überwinden. erfreulich auch, wie die beiden theater schweisstreibende neue formate ausprobieren und experimente wagen. „der talentierte mr. ripley“, der legendäre krimi, in dem sich patricia highsmith an der amoral ihres helden berauscht, dient autor und regisseur jan koslowski und den vier jungs auf der bühne gleichsam als wühltisch. sie packen sich objekte von tom ripley, satzfetzen und bilder aus dem roman und zaubern daraus eine show mit dem titel „der untalentierte mr.r.“, eine show über..... ja, worüber eigentlich? über die leere, die hinter einem luxuriösen leben lauert. über die sehnsucht nach echter nähe, die in oberflächlichen dates fehlt. über die zeit, die einem unbesehen abhanden kommt („wer hat noch die zeit, fragen zu stellen? wer hat noch die zeit, auf die antworten zu warten?“). die vier wälzen sich auf betten, quer und queer, brutzeln spiegeleier, gucken verträumt ins meer, liefern sich temporeiche französisch-deutsche dialoge, multilinguales klippklapp, tanzen mit bialetti-kannen, mal steht der vergnügliche ansatz im zentrum, mal der psychologische. da ist sehr viel junge, ansteckende energie drin. da sind aber auch hunderte von puzzleteilen und lange kein grosses ganzes. dieses puzzle fordert die zuschauerin und den zuschauer und bringt sie, nun ja, ins schwitzen. publikumsschweiss ist theaterschweiss der extra-sorte.