bei den thurn und taxis auf schloss duino, einige kilometer ausserhalb von triest, gingen neben kaiser franz joseph I. und seiner sisi die grossen künstler ein und aus: victor hugo, franz liszt, mark twain, gabriele d'annunzio, richard strauss, paul valéry, rainer maria rilke. künstlerinnen? bedeutende frauen schienen eher nicht so gefragt zu sein in diesem europäischen salon. das schloss liegt spektakulär auf einem hohen felsen über der oberen adria, umgeben von prächtigen parkanlagen und terrassen mit grandiosem blick auf karst und klippen und das tiefblaue meer. ein wenig versteckt dann plötzlich ein schild: "la terrazza dove r. m. rilke ha scritto le elegie duinesi." hier also. angesichts dieser prachtskulisse schrieb rilke 1912: "das schöne ist nichts als des schrecklichen anfang." hier also kam er ins grübeln und dichten über die widersprüche des menschlichen daseins - und schuf mit diesen duineser elegien sein meisterwerk: "wer, wenn ich schriee, hörte mich...?" zu ehren des dichters wurde durch den pinienwald zwischen duino und sistiana über der 80 meter hohen küstenkante der "sentiero rilke" angelegt, ein wildromantischer pfad und eine wunderbare einladung, über diese melancholischen elegien zu meditieren, über rilkes wandeln zwischen verzweifeln und hoffen: "sollen nicht endlich uns diese ältesten schmerzen fruchtbarer werden?"
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