Samstag, 6. März 2021

LUZERN: 10 JAHRE "BRANDER LIVE."

das kind von starschauspieler jens harzer (münchner kammerspiele, thalia theater hamburg, burgtheater wien, salzburger festspiele, schauspielhaus bochum, seit 2019 als nachfolger von bruno ganz träger des iffland-rings) muss jetzt zehn jahre alt sein. dieses kind wurde geboren, als in hamburg dieser blog entstand. es half mit, als dieser blog geboren wurde. es spielte heute vor zehn jahren, indirekt, die hauptrolle im ersten post dieses blogs:

HAMBURG: MARQUIS VON POSA WIRD VATER

dieses kind also ist exakt gleich alt wie dieser blog. – zehn jahre „brander live.“, viel gereist seither, viel erlebt, viel gesehen, viel gehört, viel gelesen, sehr viel spass gehabt beim schreiben der bis jetzt 589 posts und viele reaktionen darauf von bekannten und unbekannten. danke für ihr interesse, ihre aufmerksamkeit, ihr wohlwollen. ich bleibe dran. die kultur gibt nicht auf, ich auch nicht.

Freitag, 5. März 2021

LUZERN: I'D RATHER STAY AT HOME

sieht aus wie eine pizza, eine pizza xxl, doch da liegen keine artischocken und keine champignons und kein prosciutto crudo drauf, sondern abgerissene arme und beine, blutverschmierte beile und sägen, eine mischung aus operationssaal und leichenschauhaus, kurz: ein massaker. der autor dieses minutiös ausgearbeiteten grauens heisst rinus van de velde (*1983) und das kunstmuseum luzern zeigt jetzt die erste umfassende einzelausstellung des belgischen künstlers. sie trägt den titel „i’d rather stay at home“ und dieser titel ist programm. denn van de velde hat das reisen aufgegeben und bastelt sich seine welt und ihre schrägen geschichten und protagonisten zuhause im atelier, aus keramik, aus karton, aus holz, jedes detail stimmt, zum teil in originalgrösse, zum teil auf puppenstubenformat verkleinert: eine amerikanische bar, ein monströses cabriolet, eine alpenlandschaft mit putzigen häuschen, jazzplatten, ein geheimnisvoller tunnel, hotelkorridore. in diesem paralleluniversum startet van de velde zu expeditionen, mit video und pinsel und viel ironie, zitiert joseph beuys und david hockney, er nimmt uns mit, lässt uns staunen und provoziert und irritiert uns immer wieder aufs neue. recht tröstlich in diesen zeiten, was einem, der am liebsten zuhause bleibt, alles auf- und ein- und zufallen kann. alles in allem ein ziemlich geniales und höchst inspirierendes gesamtkunstwerk von geradezu barocken dimensionen – also exakt das richtige, um nach der pandemiebedingten kunst-fastenkur wieder in schwung zu kommen.