es beginnt wie eine kuriose performance: vier junge erwachsene schleppen einen grossen wohnzimmerteppich mitten auf einen schulhausplatz, rollen ihn aus und stellen das sofa von zuhause dazu. eine lümmelei? hêlîn, selin, firat und serhat sind geschwister, zwei schwestern und zwei brüder, kinder kurdischer eltern, aufgewachsen in lachen am oberen zürichsee. selin besili hat die anderen drei am ort ihrer kindheit zusammengetrommelt für ihren film „unser name ist ausländer“, der den innerschweizer filmpreis in der kategorie abschlussfilm gewann und jetzt – zusammen mit anderen verdienten winnern – im luzerner open-air-kino gezeigt wurde. mit ruhiger stimme erklärt selin einmal im off, wie sie sich die sprache ihrer eltern bewusst abgewöhnte, weil sie damit immer nur aneckte. andererseits wurde sie in der schule für den kleinsten deutsch-fehler ausgelacht. der tägliche kampf von kleinen secondas und secondos: die schweiz ist ihre heimat, doch diese heimat behandelt sie wie fremde, sie können sich nicht zuhause fühlen. die jungs werden aufgrund ihrer dunklen haare und augen immer wieder kontrolliert, verpassen wegen solchen polizeiinterventionen auch mal den letzten bus in der nacht. unser name ist ausländer: rassistische vorurteile und erfahrungen prägen den alltag. und unspektakuläre bilder aus diesem alltag prägen den film. das unspektakuläre ist hier das spektakuläre: die versteckte oder verdeckte ohnmacht. alle vier erzählen ihre geschichten langsam und nüchtern, ohne wut, ohne aggression, ohne rachegefühle. man merkt, allen widrigkeiten zum trotz haben sie nie aufgegeben, an ein anderes, ein besseres leben zu glauben – hier, in der schweiz, wo sie geboren wurden, wo sie hingehören. die vier tragen den teppich und das sofa dann auch mal an den see, lümmeln mit der ganzen verwandtschaft herum, musik, çai, scherze: hier sind wir! wir, an unserem see! man freut sich mit ihnen über ihr gewachsenes selbstbewusstsein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen