„anche stanotte le mucche danzeranno sul tetto“ – auch heute nacht werden die kühe auf dem dach tanzen. was verbirgt sich wohl hinter diesem
wunderlichen filmtitel? die neue 80minütige doku von aldo gugolz und susanne
schüle (die zuletzt mit „rue de blamage“ über die luzerner baselstrasse für
furore sorgten) berichtet von fabiano, dem 38jährigen älpler, der mit 50 ziegen
und acht kühen auf der alpe d’arena im valle vergeletto lebt. fabiano träumt
schlecht: seine kühe steigen aufs dach, der stall stürzt ein, sie fallen in den
käse, den er produziert. der erlös reicht eh kaum zum leben, erst recht nicht,
wenn seine freundin jetzt noch das erste kind auf die welt bringt; zudem hat er
schulden, weil er mist gebaut hat, und es plagen ihn gewissensbisse, weil der
mazedonische schwarzarbeiter, der bei ihm auf der alp mithalf, in einer
gewitternacht auf rätselhafte weise zu tode kam, ausgerechnet zu einer zeit, als auch ein junger
mörder aus zürich bei fabiano unterschlupf fand. das ist keine aussteigeridylle
hier, sondern ein alptraum. immer wieder zeigen gugolz und schüle das
unwirtliche dieser abgelegenen alp, im regen, im nebel, symbolbilder für ein
garstiges leben. und sie kommen sehr nahe ran an diesen fabiano, an seine
zweifel, an seine unruhe und auch an seinen weichen kern. zärtlich spielt er
mit seinem kleinen santino, doch er weiss, dass die kühe nachts wieder tanzen
werden auf seinem dach. man hätte diesem sorgfältigen, intimen porträt die geplante uraufführung am renommierten dokumentarfilmfestival „visions du réel“ in nyon
gegönnt. jetzt gab’s die première halt nur online. und dafür applaus im heimkino.
Freitag, 24. April 2020
Mittwoch, 22. April 2020
VATTIZ: WAR FONTANE HIER?
"bei lichte besehen sind ruhe und glück überhaupt dasselbe." (theodor fontane) - das val lumnezia ist das tal des lichts ist das tal der ruhe ist das tal des glücks.
Montag, 6. April 2020
WROCŁAW: JETZT KOMMEN NEUE ZEITEN
das wetter ist in breslau fast sommerlich, die sonne
blendet, der himmel ist blau und die luft ist rein. so nimmt es literaturnobelpreisträgerin
olga tokarczuk wahr, die zuhause sitzt und die derzeitige isolation nicht
bedauert: „ich hatte schon seit längerem zu viel welt um mich herum. zu viel,
zu schnell, zu laut“, schreibt sie in ihrem corona-aufsatz in der frankfurter
allgemeinen zeitung. ihre introversion habe lange unter dem diktat hyperaktiver
extrovertierter gelitten. wie unterschiedlich nehmen introvertierte und
extrovertierte diesen ausnahmezustand wahr? wie unterschiedlich wird er sich
auf ihre zukunft auswirken? „wir sitzen zu hause, lesen bücher und schauen
serien, aber in wirklichkeit bereiten wir uns auf die schlacht um eine neue
wirklichkeit vor, die wir uns noch nicht einmal vorstellen können; nur beginnen
wir langsam zu begreifen, dass nichts mehr so sein wird, wie es war. (…) jetzt
kommen neue zeiten.“ für die grösste niederlage in diesen schlechten zeiten hält
tokarczuk die schliessung der staatsgrenzen: „zurückgekehrt sind die alten
egoismen und die kategorien ‚eigen‘ und ‚fremd‘.“ ja, jetzt kommen neue zeiten.
Abonnieren
Posts (Atom)