Sonntag, 29. August 2021

GISWIL: GASTLAND SCHWEIZ

die erfreuliche nachricht: die 15. ausgabe des volkskulturfests obwald bei giswil fand statt, anders als sonst ende sommer statt anfangs sommer, anders als sonst ohne gastland, ohne bar und bargedränge und nur für geimpfte, getestete und genesene. die unerfreuliche nachricht: das brunch-konzert am sonntag mussten die veranstalter wegen mangelndem interesse absagen. nun muss man wissen, dass dieses brunch-konzert jeweils eine art puurezmorge ist, wo sich vor allem die einheimische bevölkerung trifft. die wehrte sich nun dagegen, nur mit covid-zertifikat zum obwald zugelassen zu werden. da haben wir es also wieder: exakt jene kreise, die sich am lautesten und undifferenziertesten über die einschränkenden corona-massnahmen des bundes empören, sind es, die uns mit ihrem impfboykott von der vierten in die fünfte und von der fünften in die sechste welle treiben und so die verhassten massnahmen paradoxerweise selbst veranlassen. und jetzt zur musik. dass pandemiebedingt kein gastland zum obwald eingeladen wurde, führte zu einer durchaus reizvollen auseinandersetzung mit schweizer volksmusik. noch nie war so intensiv zu erleben, wie sich aus der tradition neue, auch experimentelle ansätze entwickeln und wie sich das alte und das neue gegenseitig befeuern. wenn etwa die luzerner jodlerin simone felber mit ihrer klassisch geschulten stimme ausgehend von gängigen weisen zu völlig unkonventionellen improvisationen abhebt. oder wenn die drei schwyzerörgeler adrian würsch, simon lüthi und marcel oetiker erstmals zusammen auftreten und mit ihren instrumenten in einem höllentempo mit jedem chehrli einen noch wilderen rausch veranstalten. die seele des obwald hat die pandemie und den boykott der eingeborenen überlebt.