ein gewisser max frisch sass 1964 in der jury, als der dänische architekt jörn utzon den wettbewerb für den neubau des zürcher schauspielhauses gewann. utzons projekt war nicht so spektakulär und ikonisch wie sein opernhaus in sydney, aber doch auch unübersehbar und raumgreifend. der mut verliess die zürcher (kennt man), die pläne landeten im papierkorb, das schauspielhaus wurde statt neu nur umgebaut – und utzons eindrückliches modell steht jetzt in der ausstellung „was wäre wenn / what if“, die im schweizerischen architekturmuseum in basel lauter nie realisierte projekte versammelt: jean nouvels vision für das sulzerareal in winterthur, luigi snozzis bibliothek auf dem wasser in thun, mario bottas bunkerartige erweiterung des bundeshauses, jean tschumis 325 meter hohe tour de lausanne (1962), der 381 meter hohe hotelturm „femme de vals“ (2014) oder das über felsabgründen hängende skidorf super-grimentz – alles „verloren, verneint, versackt oder verändert“, wie es in der ausstellung heisst, die gründe also ganz unterschiedlich: grössenwahn, geldmangel, kleinmut, volksentscheide. eine absolut kurzweilige fülle von bildern, plänen und anekdoten lädt dazu ein, über den mut zur utopie einerseits und die angst vor fehlern andererseits nachzudenken. was wäre, wenn? da gibt es diese sehnsucht nach dem leider versäumten, nach den kreativen alternativen, nach der kraft von visionen, nach den luftschlössern. immerhin: "das gebaute wächst ganz wesentlich aus dem humus des ungebauten." man verlässt die ausstellung auch mit einem geschärften blick für das leider nicht versäumte, das leider realisierte: die beiden roche-türme von herzog & de meuron zum beispiel ragen auch heute wieder in den grauen basler himmel wie überbleibsel einer verunglückten und vorzeitig abgebrochenen lego-orgie.
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