Samstag, 24. Februar 2024

HAMBURG: DIE GLÄSERNE STADT

280 millionen euro dürfte die hamburger privatbank warburg dem staat und der stadt durch dubiose praktiken an steuern vorenthalten haben, stichwort cum-ex. und die hamburgerinnen und hamburger lachen sich kaputt. nicht über den steuerschaden, sondern über ihren ex-bürgermeister olaf scholz, der die banker mehrfach traf, sich aber partout an nix erinnern kann. er heisst nun allerdings anton schatz und ist eine der hauptfiguren in „die gläserne stadt“ von felicia zeller, jetzt uraufgeführt am deutschen schauspielhaus. samuel weiss parodiert absolut hinreissend die absolut mitreissende kunst von olaf scholz, mit wenigen worten nichts zu sagen. das publikum johlt und tobt vor begeisterung. ein finanzkrimi und politskandal als komödie? felicia zeller kann´s. hohe schule. auf der basis von nikolai gogols „revisor“, wo die honoratioren einer kleinstadt extrem nervös werden, als ein staatlicher controller angekündigt wird, ist ihr eine aberwitzige groteske über filz und korruption in hamburg gelungen, durchtriebenheit und dummheit gehen hand in hand: „ich habe alles gelöscht und zur sicherheit noch eine kopie gemacht von dem gelöschten“, sagt die mit glatze und bart bis zur unkenntlichkeit entstellte lina beckmann als bankchef bernd baktus von der kaktus bank, eine nummer für sich. regisseur viktor bodo packt die ganze bande von bankern, investoren, anwälten und politikern in den bauch eines leeren containerschiffs, hier schmieden sie ihre pläne, hier koksen sie, hier stolpern sie über treppen und paragraphen. die irre realität als durchgeknallte party. am schluss gastieren die rolling stones mit „paint it black“ auf dem schiff – das dann mit voller geschwindigkeit die elbphilharmonie rammt. die usb-sticks mit den heiklen daten sind da bereits im ausland. alles wird gut.

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