zwei gesellschaftliche themen trenden derzeit in den einschlägigen magazinen: das zunehmende bedürfnis nach nähe und berührung ist das eine, der wert generationenübergreifender freundschaften das andere. in beiden fällen liegt die staatsoper hamburg jetzt goldrichtig mit „kannst du pfeifen, johanna“, gordon kampes oper für kinder – und nicht nur für sie. es ist die geschichte von zwei jungs, ulf hat einen opa, berra hat keinen, das ist natürlich unfair, also suchen sie ihm einen, im altersheim. der tenor ziad nehme (dem luzerner publikum noch in bester erinnerung aus der „orlando“-produktion im vergangenen herbst) spielt diesen kleinen berra pfiffig und herzerweichend und singt sich, leicht und beschwingt in allen stimmlagen, durch grunzgeräusche, händel- und mozart-melodienfetzen, vogelgezwitscher und material von den comedian harmonists, eben: "johanna". luiz de godoy dirigiert den anspruchsvollen mix mit herz und pep. der bariton grzegorz pelutis als berras dicker kumpel und der bass karl huml als ebenso stimmgewaltiger wie liebenswerter bonus-opa machen das trio komplett. in einer zauberhaft-verspielten märchenlandschaft aus riesen-meringues trifft regisseurin maike schuster mit einfachsten mitteln alle stimmungen, lustig, verträumt, traurig: oper ist emotion, kinderoper erst recht. von einem opa kann man viel lernen – kirschkernspucken, kartenspielen, drachenbauen, pfeifen, ja pfeifen will berra unbedingt lernen. auch der opa entdeckt dank den jungs die welt ganz neu, und auf den gipfel des meringue-berges schafft er es nur noch mit ihrer hilfe. alt und jung, freunde fürs leben. doch das leben ist endlich und dieses bijou von öperchen ist auch eine geschichte übers abschiednehmen. als berra endlich, endlich pfeifen kann, ist der opa nicht mehr da. seinen lieblingsschlager pfeift ihm berra in den himmel. nicht nur die kinder applaudieren begeistert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen