Samstag, 3. Februar 2024

MÜNCHEN: IN ORDNUNG

doris uhlich, die wilde aus wien, choreografiert erstmals nicht tänzerinnen und tänzer, sondern 16 schauspielerinnen und schauspieler der münchner kammerspiele. „in ordnung“ heisst der abend, er verspricht „ein rauschhaftes ensembletanzstück“. zu hochtourigen beats marschieren die 16 mal in kolonne, mal im kreis, mal wild durcheinander, mal bilden sie einen haufen, aus dem sie sich zu lösen versuchen, die einen zerren, die andern umklammern sich oder zittern und zucken. man guckt und guckt und sieht wenig überraschendes und viel schweiss. das ganze könnte eine „illustrierte einführung in die gruppendynamik“ sein. aber wir sind ja an den münchner kammerspielen, also wird intellektuell unterfuttert. man will „mit der energie der permanenten veränderung“ in 70 minuten „ordnungssysteme hinterfragen“ und „eine gesellschaft neu zusammensetzen“. hoppla. damit die 16 die permanente veränderung auch tatsächlich verinnerlichen, kommen in jeder vorstellung andere requisiten zum einsatz, also arrangiert euch mal schön. bei der première tanzen sie gegen ende mit elisabethanischen halskrausen und lego-figuren, mit lampenschirmen und schwimmringen, sie brechen aus den stereotypen aus, steigern sich in einen wilden rausch, in die ultimative ekstase. ist das noch fasching? oder schon panik? oder einfach die gesellschaft, wie versprochen, neu zusammengesetzt? na dann, gute nacht. trotz allen fragezeichen, und es sind viele, die einem diese inszenierung entgegenwirft, dann doch ein ausrufezeichen: wie die 16 schauspielerinnen und schauspieler (darunter walter hess, der 84jährige doyen des ensembles, und neuzugang samuel koch im rollstuhl) während 70 minuten permanent präsent sind, sich im tanz bis zur trance total verausgaben, das ist schwerstarbeit, das verdient allerhöchste achtung. im übrigen: auf teile des publikums wirkte die finale euphorie des ensembles durchaus ansteckend.

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