doris uhlich, die wilde aus wien, choreografiert
erstmals nicht tänzerinnen und tänzer, sondern 16 schauspielerinnen und
schauspieler der münchner kammerspiele. „in ordnung“ heisst der abend, er
verspricht „ein rauschhaftes ensembletanzstück“. zu hochtourigen beats
marschieren die 16 mal in kolonne, mal im kreis, mal wild durcheinander, mal
bilden sie einen haufen, aus dem sie sich zu lösen versuchen, die einen zerren,
die andern umklammern sich oder zittern und zucken. man guckt und guckt und
sieht wenig überraschendes und viel schweiss. das ganze könnte eine „illustrierte
einführung in die gruppendynamik“ sein. aber wir sind ja an den münchner
kammerspielen, also wird intellektuell unterfuttert. man will „mit der
energie der permanenten veränderung“ in 70 minuten „ordnungssysteme
hinterfragen“ und „eine gesellschaft neu zusammensetzen“. hoppla. damit die 16
die permanente veränderung auch tatsächlich verinnerlichen, kommen in jeder
vorstellung andere requisiten zum einsatz, also arrangiert euch mal schön. bei
der première tanzen sie gegen ende mit elisabethanischen halskrausen und lego-figuren, mit lampenschirmen
und schwimmringen, sie brechen aus den stereotypen aus, steigern sich in einen wilden
rausch, in die ultimative ekstase. ist das noch fasching? oder schon panik? oder
einfach die gesellschaft, wie versprochen, neu zusammengesetzt? na dann, gute nacht. trotz allen
fragezeichen, und es sind viele, die einem diese inszenierung entgegenwirft, dann doch ein ausrufezeichen: wie die
16 schauspielerinnen und schauspieler (darunter walter hess, der 84jährige
doyen des ensembles, und neuzugang samuel koch im rollstuhl) während 70 minuten
permanent präsent sind, sich im tanz bis zur trance total verausgaben, das ist
schwerstarbeit, das verdient allerhöchste achtung. im übrigen: auf teile des publikums
wirkte die finale euphorie des ensembles durchaus ansteckend.
Samstag, 3. Februar 2024
MÜNCHEN: IN ORDNUNG
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