Montag, 5. Februar 2024

MÜNCHEN: PIQUE DAME

ein spielsüchtiger verliebt sich in die falsche frau, setzt alles auf sie, verliert und erschiesst sich. „diese oper unbedingt vermeiden, auch tschaikowski war nicht immer in hochform“, warnt „der einzig wahre opernführer“ von wolfgang körner. doch weit gefehlt. wenn man das richtige team darauf ansetzt, dann wird „pique dame“ ein knaller. für seine inszenierung an der bayerischen staatsoper hat sich benedict andrews vom film noir inspirieren lassen: alles verschattet, ein paar knapp beleuchtete spieltische im dunkeln, ein paar schwarze cabrios in der nacht, ein paar flittchen im nebel. in diesem düsteren setting bewegt sich brandon jovanovich als hermann, ein loser, der bei der erstbesten gelegenheit mit der pistole fuchtelt, ein aussenseiter voll explosiver bitterkeit (und stimmlich immer wieder an der grenze). auf der suche nach dem geheimnis der richtigen karten werden seine wahnvorstellungen lebendig, tote verfolgen ihn, die alte gräfin, die er auf dem gewissen hat, taucht im stroboskopgewitter auf. eindrückliche szenen, doch dass das ensemble zu oft an der rampe ins publikum singt statt interagiert, schmälert die psychologische stringenz. grossartig dagegen, wie asmik grigorian hermanns angebetete lisa interpretiert, wie sie auf einer motorhaube stehend ihren mädchenträumen nachtrauert, wie sie den bad boy retten und vor seinen obsessionen bewahren will und dabei mitschlittert in seine abgründe, das hat dramatische wucht, grigorian at her best. und der aufstrebende usbekische dirigent aziz shokhakimov hält mit dem staatsorchester durchgehend die nervöse spannung dieser kranken seelen, fiebrig, geheimnisvoll, heftig, ein tschaikowski ganz ohne zuckerwatte.

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