ein spielsüchtiger verliebt sich in die falsche frau,
setzt alles auf sie, verliert und erschiesst sich. „diese oper unbedingt
vermeiden, auch tschaikowski war nicht immer in hochform“, warnt „der einzig
wahre opernführer“ von wolfgang körner. doch weit gefehlt. wenn man das
richtige team darauf ansetzt, dann wird „pique dame“ ein knaller. für seine
inszenierung an der bayerischen staatsoper hat sich benedict andrews vom film
noir inspirieren lassen: alles verschattet, ein paar knapp beleuchtete
spieltische im dunkeln, ein paar schwarze cabrios in der nacht, ein paar
flittchen im nebel. in diesem düsteren setting bewegt sich brandon jovanovich
als hermann, ein loser, der bei der erstbesten gelegenheit mit der pistole
fuchtelt, ein aussenseiter voll explosiver bitterkeit (und stimmlich immer
wieder an der grenze). auf der suche nach dem geheimnis der richtigen karten
werden seine wahnvorstellungen lebendig, tote verfolgen ihn, die alte gräfin,
die er auf dem gewissen hat, taucht im stroboskopgewitter auf. eindrückliche
szenen, doch dass das ensemble zu oft an der rampe ins publikum singt statt
interagiert, schmälert die psychologische stringenz. grossartig dagegen, wie
asmik grigorian hermanns angebetete lisa interpretiert, wie sie auf einer motorhaube stehend ihren mädchenträumen nachtrauert, wie sie den bad boy
retten und vor seinen obsessionen bewahren will und dabei mitschlittert in
seine abgründe, das hat dramatische wucht, grigorian at her best. und der
aufstrebende usbekische dirigent aziz shokhakimov hält mit dem staatsorchester durchgehend
die nervöse spannung dieser kranken seelen, fiebrig, geheimnisvoll, heftig, ein
tschaikowski ganz ohne zuckerwatte.
Montag, 5. Februar 2024
MÜNCHEN: PIQUE DAME
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