da sitzen wir nun also. in diesen edel gepolsterten sesseln, auf dieser ausnehmend einladenden chaiselongue, grossartige aussicht auf see und berge. in diesem salon empfing richard wagner 1867 franz liszt, der ihm die liaison mit seiner tochter cosima auszureden gedachte. doch dann setzte sich liszt an den erard-flügel, auf dem wagners eben vollendete „meistersinger“-partitur lag, begann zu spielen, den ersten akt, den zweiten akt, alles prima vista und mit einer begeisterung, die in hochachtung überging. und jetzt sitzen wir da, nicht am flügel, aber auf dem sofa. was sonst in museen streng verboten ist, ist im neu gestalteten richard-wagner-museum auf tribschen jetzt ausdrücklich erwünscht: man soll eben nicht nur gedanklich, sondern auch sinnlich eintauchen in wagners welt. bilder des ursprünglichen interieurs existieren nicht, deshalb haben architekt roger kraushaar und restauratorin liselotte wechsler die räume aufgrund von tagebuchnotizen, korrespondenzen und zeitgeschichtlichen referenzen nach wagners geschmack hergerichtet: viel dunkles rot, viel helles grün, florale muster, gediegene stoffe, alles akribisch und liebevoll bis ins letzte detail. ein schmuckkästchen! wer jetzt denkt, dass das streitbare genie in dieser idylle zurückgezogen komponierte, irrt gewaltig. eine riesige entourage sorgte für pralles leben: „ich hab cosima, ihre drei kinder, erzieherin, kindsmagd bei mir, dazu vreneli, steffen, jost, marie und louise – die toulouser köchin.“ dazu pfauen und hunde und viele prominente besuche. das landhaus tribschen war 1866 bis 1872 ein richtiger hotspot. die miete (3000 franken im jahr) beglich übrigens könig ludwig II. und beim anschliessenden umzug nach bayreuth half einer, der 23 mal zu gast war auf tribschen: friedrich nietzsche, philosoph und zügelmann.
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