dampfkessel,
kabelstränge, messgeräte, schläuche, warnlampen, schalttafeln, fluchtleitern,
überdruckventile, metallrohre, transportkräne, notausgänge: hier
experimentierten forscher und arbeiter ab 1950 mit synthetischen garnen, doch
seit mehr als zehn jahren steht die pilothalle der ehemaligen viscosuisse in
emmenbrücke schon leer. das luzerner theater nutzt dieses prachtvolle
industrierelikt jetzt für eine ebenso eigenwillige wie grossartige annäherung
an giuseppe verdis „rigoletto“. die ausrangierte kulisse bietet einen
faszinierenden rahmen für das porträt dieses aussenseiters: in seinem job als
hofnarr ist er ein auslaufmodell, weshalb er sich am einzigen festklammert, was
ihm noch bleibt, an seiner tochter. und dies mit krankhafter eifersucht, die
die junge frau letztlich in den tod treibt. der österreichische bariton claudio
otelli brilliert als rigoletto, er taumelt wie in trance über all die treppen
und zwischenböden, zwischen äusserster wut und tiefster traurigkeit; die
mitmenschen, die ihn ausgrenzen und verhöhnen, erlebt er nur noch als fratzen –
regisseur marco štorman und seine ausstatterin anika marquardt leisten da bis
in die kleinsten nebenrollen ganze arbeit. der labyrinthische raum wird so zum
labyrinth der gefühle, zum spiegelbild von rigolettos wunder seele. stefan
klingele dirigiert das luzerner sinfonieorchester in der tiefe des raumes, mit
viel gespür für das utopische an verdis musik, die sehnsucht nach dem neuen. auch
wenn die musikalische koordination quer durch die unübersichtliche halle nicht
immer perfekt gelingt, ist dies ein eindrücklicher, vielversprechender einstand
des neuen luzerner opernensembles: auf magdalena risberg (gilda), vuyani mlinde
(sparafucile) und bernt ola volungholen (marullo) darf man sich auch in
weiteren rollen ausgesprochen freuen.
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