Sonntag, 27. November 2016

MÜNCHEN: SOY MARIPOSA

„no soy persona, soy mariposa – ich bin nicht mensch, sondern schmetterling.” die bezeichnung (und das schimpfwort) für homosexuelle, queers, stricher hat in lateinamerika etwas durchaus poetisches. der mexikanische performer und anthropologe lukas avendaño ist so ein schmetterling, seine wurzeln hat er bei zapoteken, ureinwohnern im süden des landes. seine performance mit dem langen mariposa-titel, die er jetzt im rahmen des mexiko-festivals an den münchner kammerspielen zeigt, will anklage sein und forderung. er klagt gegen die verlogenheit der macho-gesellschaft (z.b. polizisten, die tagsüber die schwulen jungs verprügeln und sich nachts in den pornokinos ihrer bedienen) und er fordert anerkennung oder wenigstens toleranz gegenüber diesen lebensformen. avendaños exhibitionistischer tanz auf dem catwalk ist ein gesellschaftspolitisches statement auf high heels, ein wut-monolog, eine wut-arie, die durch seine worte und tränen mehr berührt als durch seine trotzige fast-nacktheit und sein tänzerisch doch eher monotones repertoire. er möchte seine zuschauerinnen und zuschauer zu komplizen machen und – gemäss programmheft – auch heteros dazu einladen, ihre sexualität vermehrt spielerisch, undefiniert, schmetterlingsmässig anzugehen. doch auf der bühne erstickt seine wut diesen wunsch weitgehend. dieser mariposa ist die poesie irgendwie abhanden gekommen.

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