Donnerstag, 3. November 2016

BASEL: LA FORZA DEL DESTINO

ein veritabler krimi: der marchese di calatrava verbietet seiner tochter leonora die liebe zu alvaro, weil dieser ein indio ist und die verbindung somit nicht standesgemäss, worauf der marchese bei einem streit durch einen unabsichtlichen schuss aus alvaros pistole stirbt; jetzt will leonoras bruder carlo den tod des vaters rächen, es beginnt eine jagd durch vier akte, in denen man den akteuren in immer neuen verkleidungen in schenken und klöstern wiederbegegnet; am schluss sind auch leonora und carlo tot und alvaro am rande des wahnsinns. die hauptrolle in verdis „la forza del destino“ spielt der zufall und er hat furchtbar viel zu tun. in seiner inszenierung am theater basel gibt sich sebastian baumgarten schon gar keine mühe, die abstruse story ernst zu nehmen, sondern zimmert daraus eine knallige und streckenweise höchst ironische revue über rassismus, religion, kriegstreiberei und flüchtlingselend (was auch bei verdi durchaus mitgemeint war). spielzeugpanzer, baströcke, cowboyhüte, eine fluoreszierende lourdes-madonna – der ganze requisiten-trash wird aufgefahren und darüber hinaus lässt die regie auch gleich noch eine werkschau zum aktuellen stand der videokunst über die drehbühne flackern. keine einzige assoziation bleibt unbedient. in diesem tummelfeld gelingt einzig elena stikhina als leonora mit ihrem dramatischen sopran ein spannendes, mehrdimensionales rollenporträt, wogegen aquiles machado als alvaro und evez abdulla als carlo zu plakativ agieren und auch stimmlich nicht überzeugen und dirigent ainars rubikis mit dem orchester oft vergeblich gegen die bilderflut ankämpft. der abend ist musikalisch unterbelichtet und visuell überfrachtet und lässt einen unter dem strich irgendwie kalt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen