Montag, 21. November 2016

MÜNCHEN: LE NOZZE DI FIGARO

die inszenierung ist von bestechender schlichtheit: hinten in der mitte eine türe, links eine türe, rechts eine türe; dieser einfache weisse transit-raum reicht regisseur dieter dorn, um all die intrigen rund um figaros hochzeit zu erzählen. allerdings ist diese inszenierung auch gut abgehangen: die première an der bayerischen staatsoper fand vor 19 jahren statt, die originalbesetzung dürfte inzwischen also in rente sein. die aufführung jetzt hätte also durchaus zum besuch im opernmuseum verkommen können. doch weit gefehlt. nichts vergilbtes, nichts verstaubtes, nein, der abend war an jugendlichkeit und frische nicht zu überbieten. ein hochkarätiges ensemble attraktiver leute mit attraktiven stimmen stachelte sich zu immer neuen höchstleistungen an: alex esposito als figaro, tara erraught als susanna, angela brower als cherubino, alexander tsymbalyuk als bartolo, mariusz kwiecien als graf, diana damrau als gräfin – kurz: champions league. unter der leitung von antonello manacorda, der mörderische tempi liebt, bringen sie die vertrackte komödie zum vibrieren, alles federt, alles fiebert, der leere weisse raum wird gefüllt mit mozarts elegant-erotischer musik. der graf, der das ius primae noctis offiziell zwar aufhebt, es dann aber für sich selbst quasi durch die hintertür doch wieder beanspruchen will, ist das zentrum von mozarts subtiler gesellschaftskritik. die melodien machen die emotionalen und moralischen pirouetten nachvollziehbar, zu der dieser verführer im hausmantel seine entourage nötigt, und entlarvt die verlogenheit der gepuderten klasse mit zwischentönen. keiner dieser zwischentöne geht hier unter, es ist ein wechselbad heisser und kalter gefühle, ein fest der musik.

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