die
inszenierung ist von bestechender schlichtheit: hinten in der mitte eine türe,
links eine türe, rechts eine türe; dieser einfache weisse transit-raum reicht regisseur dieter dorn, um all die intrigen rund um figaros
hochzeit zu erzählen. allerdings ist diese inszenierung auch gut abgehangen:
die première an der bayerischen staatsoper fand vor 19 jahren statt, die
originalbesetzung dürfte inzwischen also in rente sein. die aufführung jetzt hätte
also durchaus zum besuch im opernmuseum verkommen können. doch weit gefehlt.
nichts vergilbtes, nichts verstaubtes, nein, der abend war an jugendlichkeit
und frische nicht zu überbieten. ein hochkarätiges ensemble attraktiver leute
mit attraktiven stimmen stachelte sich zu immer neuen höchstleistungen an: alex
esposito als figaro, tara erraught als susanna, angela brower als cherubino,
alexander tsymbalyuk als bartolo, mariusz kwiecien als graf, diana damrau als
gräfin – kurz: champions league. unter der leitung von antonello manacorda, der
mörderische tempi liebt, bringen sie die vertrackte komödie zum vibrieren, alles
federt, alles fiebert, der leere weisse raum wird gefüllt mit mozarts
elegant-erotischer musik. der graf, der das ius primae noctis offiziell zwar
aufhebt, es dann aber für sich selbst quasi durch die hintertür doch wieder
beanspruchen will, ist das zentrum von mozarts subtiler gesellschaftskritik. die
melodien machen die emotionalen und moralischen pirouetten nachvollziehbar, zu der
dieser verführer im hausmantel seine entourage nötigt, und entlarvt die verlogenheit
der gepuderten klasse mit zwischentönen. keiner dieser zwischentöne geht hier
unter, es ist ein wechselbad heisser und kalter gefühle, ein fest der musik.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen