Samstag, 6. Juli 2013

LUZERN: SEITE 133

wenn ich in einer buchhandlung rumstöbere und nicht sicher bin, ob ich ein buch kaufen soll oder nicht, dann schlage ich immer seite 133 auf. es ist die entscheidende seite. „hoch über dieser stille, über der welt, über zwei verfeindeten städten, rabat und salé, und ein paar rätselhaften ruinen, hingen khalid und ich, jeder für sich, unseren träumen nach.“ (abdellah taïa, der tag des königs, s.133) - „es ist nichts los, schon lange kein krieg mehr, die internationale verwaltung hat alles verboten, was die menschen in dieser gegend aufregend finden, und so bleibt ihnen nichts anderes übrig, als katzen zu überfahren.“ (miljenko jergovic, freelander, s.133) - „durch einen spalt zwischen den vorhängen sah ich lenins söhne, die im hof auf und ab gingen. wieder war etwas zeit vergangen, denn am oberen ende der langen tafel hatten turchina und ihr bräutigam eine andere farbe angenommen.“ (antonio moresco, aufbrüche, s.133) - „meine mutter drehte fast durch. mein vater hatte mich – ein achtjähriges kind – zurückgelassen, um auf den bmw aufzupassen, mitten im wald voller wölfe und vielleicht auch mörder vom schlag eines charles manson.“ (alberto fuguet, die filme meines lebens, s.133) - auf seite 133 sind die autorinnen und autoren in fahrt und am ehrlichsten. hier packen sie mich. oder nicht. bedeutend mehr als mit dem ersten satz, wo sie den erwartungsdruck im genick sitzen haben und entsprechend nervös sind, oder mit dem letzten, wo sie noch so viel zu sagen hätten. seite 133 ist enttäuschung oder versprechen. seite 133 entscheidet.

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