Dienstag, 9. Juli 2013

ST. PETERSBURG: WAGNER AUF DER COSTA CONCORDIA

in einer coolen lounge am meer steht, ganz allein, eine frau in einem hautengen feuerroten cocktailkleid und blickt regungslos auf die wellen, die immer grösser werden. "der fliegende holländer", ouverture, ein vielversprechender anfang für die sage vom über alle weltmeere irrenden kapitän. doch dann ist vorbei mit ruhe und romantik, dann gibt's nur noch rambazamba: der holländer, in einer beziehungskrise, taucht in einem hotel den kopf zum goldfisch ins aquarium und stürzt mit einem rollkoffer durch die zimmer und die jahre; mädels lümmeln mit kopfhörern in den liegestühlen herum; jungs interessieren sich (achtung, matrosenchor!) nur für ihr neues surfbrett; in den hintergrund werden ausschnitte aus einer holländer-verfilmung von 1953 gebeamt, während senta kette raucht, was ihre stimme auch nicht runder macht; als der holländer ihr seine sehnsucht erklärt, stapelt sie die wäsche vom vortag, und beim liebesduett im 2. akt kleidet sie ihn ein wie francesco schettino, den unglückskapitän der costa concordia - womit diese neuinszenierung am mikhailovsky-theater in st. petersburg definitiv bei der buffonesken parodie gelandet ist. der junge regisseur vasily barkhatov degradiert wagners oper zum oberflächlichen spass-musical, zu laut, zu grell, zu üppig, alles überladen und alles so konsequent sinnfrei, dass die ganze oper absäuft wie die costa concordia und dann in totaler schieflage auf grund liegt. was dem armen wagner (und dem armen wagner-liebhaber) in diesem jubiläumsjahr nicht alles zugemutet wird!

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