„was
für ein schönes wetter heute. nicht heiss.“ „bei solchem wetter ist es schön,
sich aufzuhängen.“ willkommen in der enge der russischen provinz. karin henkel
(und johan simons, der die proben an den münchner kammerspielen nach ihrer
erkrankung zu ende führte) stecken das personal von tschechows „onkel wanja“ in
einen kaum fünf meter breiten, schwarzen passepartout, eine art kasperletheater
für erwachsene. sieben leute auf engstem raum, das zwingt zu totaler reduktion
und führt zu brillanter konzentration: jedes wort, jede geste, jeder blick
sitzt – und verletzt mindestens einen der anwesenden. alle nörgeln an allen
herum, keiner gönnt einem ein quäntchen glück, es sind verpfuschte und vergeudete
leben auf diesem landgut; es dominiert die „skúka“, das leere warten auf ferne,
unbestimmte ereignisse. „aus mir hätte ein dostojewskij werden können… ein
schopenhauer…“, sinniert benny claessens´ von sich selbst erschöpfter onkel
wanja und schiebt seine phlegmatischen pfunde vor sich her. langeweile und
perspektivenlosigkeit weichen allmählich schierer verzweiflung: dieser mann heult und
schwitzt und zittert am ganzen körper, als er realisiert, dass die zukunft auch
nicht mehr das ist, was sie noch nie war. vorhang. begeisterter applaus. es ist
the final curtain: saisonende jetzt auch hier.
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