Montag, 29. Juli 2013

MÜNCHEN: WANJA, FINAL CURTAIN

„was für ein schönes wetter heute. nicht heiss.“ „bei solchem wetter ist es schön, sich aufzuhängen.“ willkommen in der enge der russischen provinz. karin henkel (und johan simons, der die proben an den münchner kammerspielen nach ihrer erkrankung zu ende führte) stecken das personal von tschechows „onkel wanja“ in einen kaum fünf meter breiten, schwarzen passepartout, eine art kasperletheater für erwachsene. sieben leute auf engstem raum, das zwingt zu totaler reduktion und führt zu brillanter konzentration: jedes wort, jede geste, jeder blick sitzt – und verletzt mindestens einen der anwesenden. alle nörgeln an allen herum, keiner gönnt einem ein quäntchen glück, es sind verpfuschte und vergeudete leben auf diesem landgut; es dominiert die „skúka“, das leere warten auf ferne, unbestimmte ereignisse. „aus mir hätte ein dostojewskij werden können… ein schopenhauer…“, sinniert benny claessens´ von sich selbst erschöpfter onkel wanja und schiebt seine phlegmatischen pfunde vor sich her. langeweile und perspektivenlosigkeit weichen allmählich schierer verzweiflung: dieser mann heult und schwitzt und zittert am ganzen körper, als er realisiert, dass die zukunft auch nicht mehr das ist, was sie noch nie war. vorhang. begeisterter applaus. es ist the final curtain: saisonende jetzt auch hier.

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