und
plötzlich diese ruhe. venedig im sommer ist ziemlich überbevölkert, man weiss
es ja, doch die beiden grossen biennale-areale, giardini und arsenale, sind
wahre inseln der kontemplation. und ein fest für die sinne. einer dieser
sinnlichen höhepunkte ist der „campo de color“ im lateinamerika-pavillon, weit
über 100 tonteller mit kleinen gewürzbergen, intensiver curry-geruch, doch nicht
nur gelb und orange, auch blau, türkis, purpur – alle farben dieser welt. das
will die biennale 2013 ganz offensichtlich, alle farben dieser welt abbilden,
wissen und reflexion aus allen erdteilen, und sie steht unter dem ganz hübsch
unbescheidenen motto „il palazzo enciclopedico“. da sieht man türkische
bodybuilder, eine überdimensionierte chinesische pissoir-schüssel in silber, sterbende
finnische bäume, pferde mit bein-prothesen, einen zu klein geratenen
picasso in bronze. diese kunst setzt sich ganz intensiv mit dem richtigen leben
auseinander. man schaut und staunt und schmunzelt und denkt nach. es ist ein stundenlanges
lustvolles eintauchen. apropos eintauchen: im chilenischen pavillon hat alfredo
jaar ein fünf mal fünf meter grosses modell des biennale-areals nachgebaut, das
in einem grossen wasserbecken steht und plötzlich in den trüben fluten versinkt.
biennale am ende? venedig am ende? kunst am ende? welt am ende? während man
meditiert, taucht das durchnässte gelände plötzlich wieder auf. gerade noch mal
gut gegangen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen