Montag, 22. Juli 2013

VENEZIA: IL PALAZZO ENCICLOPEDICO

und plötzlich diese ruhe. venedig im sommer ist ziemlich überbevölkert, man weiss es ja, doch die beiden grossen biennale-areale, giardini und arsenale, sind wahre inseln der kontemplation. und ein fest für die sinne. einer dieser sinnlichen höhepunkte ist der „campo de color“ im lateinamerika-pavillon, weit über 100 tonteller mit kleinen gewürzbergen, intensiver curry-geruch, doch nicht nur gelb und orange, auch blau, türkis, purpur – alle farben dieser welt. das will die biennale 2013 ganz offensichtlich, alle farben dieser welt abbilden, wissen und reflexion aus allen erdteilen, und sie steht unter dem ganz hübsch unbescheidenen motto „il palazzo enciclopedico“. da sieht man türkische bodybuilder, eine überdimensionierte chinesische pissoir-schüssel in silber, sterbende finnische bäume, pferde mit bein-prothesen, einen zu klein geratenen picasso in bronze. diese kunst setzt sich ganz intensiv mit dem richtigen leben auseinander. man schaut und staunt und schmunzelt und denkt nach. es ist ein stundenlanges lustvolles eintauchen. apropos eintauchen: im chilenischen pavillon hat alfredo jaar ein fünf mal fünf meter grosses modell des biennale-areals nachgebaut, das in einem grossen wasserbecken steht und plötzlich in den trüben fluten versinkt. biennale am ende? venedig am ende? kunst am ende? welt am ende? während man meditiert, taucht das durchnässte gelände plötzlich wieder auf. gerade noch mal gut gegangen.

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