noch einmal ans ukrainische theaterfestival in der pasinger fabrik, noch einmal das zoloti-vorota-theater aus kyjiv, noch einmal der vielschichtige dmytro oliinyk in einer hauptrolle. die tonlage jetzt allerdings völlig anders: nach der schrillen völkermord-komödie "koptec" nun ein intimes kammerspiel. "gestohlenes glück" von ivan franco ist ein klassiker der ukrainischen theaterliteratur, 1893 uraufgeführt und immer noch oft auf den bühnen, denn das thema ist zeitlos: eine dreierkiste. mychajlo kehrt unerwartet aus dem krieg zurück und drängt in die ehe, die seine grosse liebe anna unterdessen mit mykola eingegangen ist. drei sind einer zu viel - diese unglückselige konstellation setzt der junge regisseur ivan uryvskyi in einem leeren, abgedunkelten raum ausgesprochen körperbetont um, seine inszenierung ist eine faszinierende choreografie der ausweglosigkeit: zuwenden, abwenden, nähe, distanz, vernaschen, verachten, ein spiel von licht und zunehmend schatten, oft ersetzen blicke und gesten die worte. einmal verknoten sich alle sechs hände in einem spinnrad, gemeinsam gefangen - das ganze verhängnis wird so in einfache, starke bilder gefasst. immer wieder bewegt sich dmytro oliinyk als mykola (der rechtschaffene und doch überflüssige ehemann) wie ein schatten seiner selbst zwischen erinnerungen, träumen und hoffnung. es ist ein tanz der emotionen und dieser tanz ist nichts anderes als ein warten auf das unausweichliche, denn drei sind einer zu viel. für glück ist hier kein platz. - im publikum überraschend viele junge. das sei, sagt man uns, in der ukraine der erfreuliche normalfall.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen