happige vorwürfe aus heiterem himmel, ein ping-pong sinnfreien smalltalks zwischen den smiths und den martins, endlose geschichten, die dann irgendwie doch ein ende finden, aber keine pointe. man gluckst, weil man genau solche episoden bei bekannten auch schon beobachtet hat, und gluckst nicht mehr, als man realisiert, derlei unsinn gelegentlich durchaus auch selber zu produzieren. dann schaut auch noch ein feuerwehrmann vorbei, tieftraurig, weil es nichts zu löschen gibt..... "die kahle sängerin" von eugène ionesco war 1950 die urmutter des absurden theaters. das wiener volkstheater tourt mit ihr jetzt durch die aussenbezirke, wir schauen's uns in der kulturgarage der seestadt aspern an. mit seinem endzeitgroove passt das stück prima in die gegenwart, und regisseurin johanna mitulla treibt es konsequent auf die spitze, die absurden phrasen finden auch visuell ihre entsprechung, mit grotesken kostümen, irren verrenkungen, kuriosen einlagen, harten schnitten. zwei tolle schauspielerinnen und zwei tolle schauspieler teilen sich die sechs rollen und garantieren mit viel spielwitz und tempo dafür, dass diese etude über die langeweile keinen moment langweilig wird. es brennt dann doch noch irgendwo, das wohnzimmer mutiert, während von ferne eine verhackte barockarie erklingt, zu einer unwirtlichen mondlandschaft. kurz, es sieht nicht gut aus für die smiths und die martins, es sieht nicht gut aus für die welt, sie nimmt zunehmend dadaistische züge an. die kahle sängerin übrigens, die dem stück den titel gab, kommt nicht vor, in keinem einzigen satz. einer der darsteller sagte bei einer der proben vor der uraufführung statt "institutrice blonde" versehentlich "cantatrice chauve" und, schwups, avancierte der versprecher zum titel. noch so eine absurdität.
Montag, 3. März 2025
Sonntag, 2. März 2025
UNTERPURKERSDORF: DIE SEELE DES TANGOS
ein paar scheinwerfer - süffiges orange und nachtblau - tauchen den fin-de-siècle-ballsaal mit seinen üppigen stuckaturen und schweren samtvorhängen in ein suggestiv-schummriges licht, das orchester unterstreicht die leicht morbide stimmung gleich mit einem ersten tango von astor piazzolla, melancholie total - es ist die perfekte milonga-atmosphäre. nein, wir sind nicht in buenos aires, wir sind in unterpurkersdorf, einem unort 18-s-bahn-minuten ausserhalb von wien. hier gastiert, im rahmen des 26. internationalen akkordeonfestivals wien, das orchester "ars harmoniae" aus dem steirischen gleisdorf, das sich seit 33 jahren darum bemüht, das akkordeon aus seinem nischendasein zu befreien, erfolgreich angetrieben von rudolf plank (warum um himmels willen trägt der ausgerechnet die signalrote trump-krawatte?). immer wieder sind frische, junge profis dazugestossen, musiklehrer und solistinnen, neben den akkordeons nach und nach streich- und blasinstrumente: die 14köpfige formation ist mittlerweile ein höchst virtuoses, kleines sinfonieorchester. zu den zwischen lebenslust und todesnähe pendelnden standards von piazzolla und carlos gardel gesellen sie in einem hinreissenden pasticcio ganz beiläufig auch mal mozarts "rondo alla turca" oder einen james-bond-ohrwurm. stück für stück und immer auch wieder solistisch arbeiten sie sich zur tiefsten seele des tangos vor, selbst die höllischsten tempi und die vertracktesten rhythmen mit grandezza bewältigend. die 200 menschen im schatten des prachtssaales sind verständlicherweise völlig hin. tango ist wie oper: ein kraftwerk der leidenschaft. unterpurkersdorf bebt.