man kann über das projekt fürs neue luzerner theater streiten. zu wuchtig, zu hoch, zu teuer finden es die glühendsten gegnerinnen und gegner auf ihren flyern. auch bei mir, das ist bekannt, hält sich die begeisterung für diese seltsame fusion von alter und neuer architektur in grenzen. nur geht es bei der abstimmung über den projektierungskredit in dreieinhalb wochen nicht darum, ob das vorgeschlagene projekt hochbetagten ehemaligen denkmalpflegern und der safran-zunft und der juso und frau müller und mir gefällt. architektur ist geschmackssache, persönliche vorlieben und abneigungen müssen jetzt in den hintergrund treten. denn jetzt geht es darum, ob luzern in ein paar jahren überhaupt noch ein theater haben wird. das jetzige haus genügt baulichen, feuerpolizeilichen und künstlerischen standards nicht mehr – anders ausgedrückt: es ist kurz vor dem verfalldatum. es bleibt keine zeit, noch mehr wettbewerbe durchzuführen, noch mehr experten anzuhören, noch mehr begehrlichkeiten anzumelden. und vor allem: das projekt, das allen passt, gibt es nicht. heute nicht und auch in 15 jahren nicht.
jetzt nein zu sagen zu einem neuen theater, wäre ein fehler von historischer tragweite.
ein theater ist kein ort zur bespassung einer kleinen exklusiven elite. ein theater ist auch nicht bloss ein wirtschaftsfaktor (400 arbeitsplätze, tourismus usw.), sondern es ist ein wesentlicher beitrag zum kulturellen leben und damit zum geistigen klima einer stadt. hier liegt die historische dimension dieser abstimmung. theater – auch wenn sie nicht immer bis auf den letzten platz besetzt sind - sind orte für gesellschaftlichen dialog. theater sind begegnungsorte für menschen mit verschiedenen lebensbedingungen und ansichten. theater greifen relevante und kontroverse themen auf und regen so zum nachdenken und diskutieren an, sie schaffen raum für innovative ideen. theater ermöglichen es, in andere lebensrealitäten einzutauchen, das fördert die empathie, eine wesentliche grundlage für demokratisches zusammenleben. theater inspirieren ihr publikum und das publikum inspiriert sein weiteres umfeld. das theater einer stadt strahlt also vielfältig auch auf jene aus, die es nicht besuchen. städte in der grösse luzerns, die kein professionelles theater haben, sind provinznester, oft beschaulich und meistens etwas langweilig.
ein nein am 9. februar wäre ein ja zur geistigen verarmung luzerns.
das ist genau die richtige antwort
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