am luzerner theater spielt mozarts „idomeneo“ in einem ballsaal in versailles statt auf kreta, „die fledermaus“ von johann strauss auf der titanic statt in wiener villen, „der richter und sein henker“ von friedrich dürrenmatt mitten in einer potthässlichen plattenbausiedlung statt im berner jura: das theater überbietet sich derzeit mit der verlegung bekannter stoffe an nicht zwingende schauplätze. gelegentlich mögen solche dislozierungen durchaus hilfreich sein, um neue perspektiven auf ein stück zu eröffnen. sieht man den richter und seinen henker jetzt also anders, wenn sie zwischen diesen grauen hochhausfassaden rumturnen statt in der twannschlucht? nein. versteht man die lebenslängliche wette über das perfekte verbrechen, die die beiden als junger polizist und junger gangster abgeschlossen haben, besser, wenn sie von frauen gespielt werden? „diese irritation führt dazu, dass die mechanismen der macht und manipulation viel genauer betrachtet werden können“, steht dazu im programmheft. stimmt nur leider nicht. und warum zeigen sich in der inszenierung von ronny jakubaschk alle mit grün-schwarzen globihosen und finsteren joker-fratzen? vermutlich sollte diese ganz und gar groteske geschichte, mit der dürrenmatt die mauscheleien in politik, wirtschaft, justiz und polizei schonungslos und genussvoll ausbreitet, hier einfach ins noch groteskere gesteigert werden. mit dem resultat, dass sie jetzt wie ein musical ohne musik daherkommt, leicht und bekömmlich für gymi-klassen, und mit gelegentlich einem stich ins infantile. doch dürrenmatt ist stark und übersteht das – und wir auch. und als nächstes wird dann wohl verdis „luisa miller“ von den tiroler bergen in elon musks space x verlegt. oder so.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen