wir sitzen im dunkeln, über tausend menschen im zuschauerraum der frankfurter oper, ohrenbetäubender lärm, dann schlagen bomben ein, überall kracht’s, immer noch alles dunkel, die wände zittern, minutenlang – es herrscht krieg, krasse erfahrung. und dann, nahtlos: der triumphmarsch, grande fiesta auf der bühne, bunte scheinwerfer, champagner, partyhütchen. doch diese sieger sind schwer angeschlagen, gehen an stöcken, sitzen im rollstuhl, die feierlaune wirkt aufgesetzt. ihre opfer quälen sie mit fiesen spielchen bis aufs blut, es ist eine von a bis z perverse party. regisseurin lydia steier (die mal kurzzeitig co-operndirektorin war in luzern) nimmt den krieg und die damit verbundenen menschlichen verwerfungen sehr ernst: ihre inszenierung von giuseppe verdis „aida“ schlägt aufs gemüt. genau das will sie in diesen zeiten. steier verlegt das drama vom heerführer, der die tochter des feindlichen herrschers liebt, vom nil in einen hässlichen despotenbunker, der mit weissen kacheln und jugendstilleuchten luxus vorgaukeln soll. radamès (stefano la colla, mit nicht schwindelfreier intonation und die spitzentöne zu oft forcierend) ist hier ein argloser poolboy, der wider willen in den krieg geschickt wird, aida mehr stubenmädchen als sklavin (christina nilsson, zarte person, zarte stimme) und ihre rivalin amneris ein marilyn-monroe-verschnitt (silvia beltrami, mit dramatischem mezzosopran) – sie sind ein ungleiches und gerade dadurch spannungsgeladenes trio. weil die première schon elf monate zurückliegt, weil krankheitsbedingt nebenrollen kurzfristig umbesetzt werden mussten und weil der junge dirigent giuseppe mentuccia nicht eben ein meister feiner zwischentöne zu sein scheint, wirkt jetzt vieles, was von der regie wohl subtil angedacht war, doch recht aufgedreht und plakativ. was bleibt, und da ist die inszenierung ganz bei verdi: im krieg gibt es nur verlierer. pace heisst das letzte wort in dieser oper, frieden, hier verzweifelt hingehaucht im verlies.
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