die herz-jesu-kirche im münchner
westen ist eine aussergewöhnliche kirche, aussen ein glaskubus, innen wände aus
über 2000 schmalen holzlamellen, die wärme vermitteln und je nach sonneneinstrahlung
ganz unterschiedliche stimmungen schaffen. eine vielfalt von stimmungen gelang
jetzt auch der organistin elisabeth zawadke mit ihrem sonntagnachmittagskonzert.
beginnen wir für einmal am ende: beim schlussapplaus bedankt sich zawadke von
der empore zunächst beim publikum, dann dreht sie sich um und verneigt sich vor
der grossen woehl-orgel. diese orgel ist so aussergewöhnlich wie die ganze
kirche, mit 60 registern, ganz ohne gehäuse, steht sie wie eine moderne skulptur
aus pfeifen im raum. zawadke, während vielen jahren professorin für orgel an
der luzerner musikhochschule und hauptorganistin an der dortigen jesuitenkirche,
kombiniert auf der woehl-orgel sechs werke von johann sebastian bach und sechs
werke von olivier messiaen und spielt sie alternierend, werke aus bachs
orgelbüchlein, dann unter anderem „la source de vie“ und „la resurrection“ von
messiaen. dumpfe, tiefe herzschläge bringen den ganzen raum zum vibrieren, man
glaubt nebelhörner zu hören, die in einer undurchsichtigen welt orientierung und
sicherheit zu schaffen versuchen. es braust, mal harmonisch, mal dissonant,
immer aufwühlender, immer stürmischer. liefert der tiefgläubige katholik messiaen
hier eine ekstase der spiritualität oder eine ekstase der verzweiflung? auf jeden
fall ersetzt die intensität dieser musikalischen attacken 100 gottesdienste. diese
musik, sagte die pastoralreferentin zu beginn, berühre das herz. und wie sie das
tut. unmittelbar und nachhaltig.
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