Dienstag, 31. Januar 2017

LUZERN: KINDER DES OLYMP

der kultfilm "les enfants du paradis" von marcel carné und jacques prévert (1945) hat es dem brasilianischen choreographen fernando melo angetan: liebe zum theater, liebe im theater, grosse gefühle, bitteres ende, was für ein stoff. melo nimmt fragmente dieser tragischen liebesgeschichte, die in den oberen rängen des theaters spielt, im olymp eben, auf den billigen plätzen, und komponiert daraus einen zauberhaften tanzabend fürs luzerner theater; mit musik von chopin, debussy und peteris vasks, live und ausgesprochen stimmig dargeboten von einem streichquartett und einem pianisten. der abend besticht vor allem durch seine phänomenalen visuellen effekte: menschen im spiegel werden lebendig, zu erotischen träumen tauchen zärtlich arme und beine der ersehnten abwesenden aus dem nichts in den betten auf, tänzer fliegen scheinbar schwerelos durch die lüfte, ein liebhaber verschwindet hinter einem vorhang und nach sekundenbruchteilen nur gibt dieser vorhang einen anderen liebhaber frei. freundinnen und freunde der akrobatik und der zauberei kommen hier eindeutig noch mehr auf die rechnung als jene des tanztheaters. da wird getrickst, was das zeug hält, und man guckt und guckt und staunt und kann es weder verstehen noch glauben. diese "kinder des olymp" sind eine überzeugte und überzeugende liebeserklärung ans theater, an seine magie und seine poesie.

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