er
ist ein autokratischer herrscher. er agiert blindwütig und kompromisslos. er
fällt willkürliche entscheide. er verachtet seine gegner und lässt sie aus dem
weg räumen. ein verrückter. trump? erdogan? nein, caligula, römischer kaiser
von 37 bis 41 nach christus. albert camus‘ auseinandersetzung mit dieser figur kommt
am theater basel zur passenden zeit. die inszenierung von antonio latella
verzichtet auf jede aktualisierung und will das absurde nicht erklären, sondern
erfahrbar machen. in einem dreieckigen blutroten raum ohne fenster und ohne
türen trifft caligula freunde und feinde; in dieser enge entwickelt er jeden
kontakt, jede kommunikation ins negative, alle energie ist schwarz. „er
verwandelt seine philosophie in leichen“, sagt einer. „regieren heisst stehlen,
das weiss doch jeder“, sagt caligula. thiemo strutzenberger in der titelrolle ist
kein aufgedonnerter trump, er nähert sich dem aktiven nihilismus mit weichem
singsang und verklärten glasigen augen. mal sitzt er im schwarzen tütü
verträumt auf dem boden und lackiert sich die zehennägel orange, mal wirft er
sich ins marie-antoinette-kostüm – die herrschaft eines wahnsinnigen in
beängstigenden bildern: macht ist macht, auch wenn sie lächerlich ist. „wenn
man ihn immer weitergehen lässt, wird er sich irgendwann selbst zerstören.“
oder: „wenn er sich mit den richtigen beratern umgibt und auf sie hört, dann
besteht noch hoffnung.“ so denken und hoffen hier viele. sie denken und hoffen
falsch. seine engsten freunde? seine mitstreiter? ohne chance. er erledigt sie
alle – mit einem fluch, mit einem wutausbruch oder mit einem sanften, dreckigen
satz. am ende sind alle tot. ausser caligula. er sitzt im publikum. er betrachtet
das desaster, das er angerichtet hat. und lacht.
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