man muss diese musik lieben, man muss diese musik immer wieder hören. wie ein geheimnisvoller spiegel unseres lebens erscheint mir, jedes mal, die sinfonie nr. 5 cis-moll von gustav mahler, auch jetzt wieder, mit dem budapest festival orchestra unter iván fischer im kkl luzern (im rahmen der migros-kulturprozent-classics). alle kennen den vierten satz, das schwärmerische adagietto, das luchino visconti als soundtrack für seinen „tod in venedig“ verwendete und damit die mahler-renaissance in den siebziger jahren so richtig ankurbelte. doch diese sinfonie hat eben nicht nur einen vierten satz. in den insgesamt 70 minuten steckt alles drin, aufruhr und andacht, glückseligkeit und grauen, triumph und trauer, zärtlichkeit und zorn: mahlers fünfte ist ein überwältigendes panorama menschlicher befindlichkeiten. das wird mit dem hochkarätigen orchester aus ungarn besonders deutlich, weil hier menschen aus allen lebensphasen zusammen musizieren, auffallend viele ältere, auffallend viele jüngere, alle mit grösster innigkeit, alle mit geradezu explosiver kraft, wo sich die melodien chaotisch aufbäumen. diese hochmotivierten und hochkonzentrierten menschen machen das konzert nicht nur zu einem musikalischen ereignis, sondern auch zu einem fürs auge. es ist ein gewaltiges seelengemälde, das iván fischer mit dem budapest festival orchestra ins kkl zaubert. je nachdem, wo man sich altersmässig und gefühlsmässig gerade befindet, hört man diese melodien immer anders, wird von anderen stellen tief berührt oder aufgewühlt. das programmheft beschreibt die fünfte treffend als maskenspiel: „ein musikalisches maskenspiel, bei dem die entscheidung, was sich hinter der maske verbirgt, offen bleibt.“ man muss diese musik immer wieder hören.
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