drei frauen, eine sitzt auf der waschmaschine und blättert in der
zeitung, eine hockt vor dem qualmenden backofen am boden, eine steht – verträumt oder verloren? – zwischen nadelhölzern. alltag, banaler alltag. aus dem off
stimmen, immer hektischer, immer penetranter: es sind die ansprüche, anschuldigungen,
vorwürfe, verletzungen, die frauen von ihren männern zu hören
bekommen. im auftrag des zürcher schauspielhauses schrieb maria milisavljević das
stück „staubfrau“, 80 dichte minuten über häusliche gewalt, und anna stiepani
inszenierte die uraufführung in der intimen matchbox im schiffbau. lola
dockhorn, anita iselin soubeyrand und nancy mensah-offei spielen sich mit tempo
und gnadenloser präsenz durch diese collage aus szenen und einzelnen sätzen („heute
entscheide ich“, „die messer sind geschliffen“), spielen in schnellem wechsel ehefrauen,
geliebte, schreiende kinder, allwissende grossmütter, spielen auch mal den
drohenden mann. das ist nicht immer übersichtlich, erzielt aber durchaus den
gewünschten effekt: geschlechtsbezogene gewalt beginnt nicht physisch und
brutal, sondern bahnt sich subtil an, grenzüberschreitend, gemein, ein bisschen
sexismus da, ein bisschen rassismus dort, später dann kontrolle,
übergriffe, gewalt. die drei frauen sind sich ihrer perspektiven
bewusst, wollen aus- und aufbrechen, sehr stimmig werden ihre träume
inszeniert, endlich selbstbestimmtheit, endlich ruhe, ruhe im wald, ruhe am fluss.
und dann liegt die eine doch plötzlich tot zwischen den bäumen, heimtückisch
ermordet. über die dunkle seitenwand flimmert die liste der femizide in der
schweiz, endlos und erschütternd, seit jahren kaum ein monat, in dem nicht eine
oder zwei frauen ihr leben lassen mussten durch männlichen wahnsinn. dieses stück
ist ein aufruf, das schweigen zu beenden.
Donnerstag, 29. Mai 2025
ZÜRICH: STAUBFRAU
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