haydn wird jetzt auch an einem der abgefucktesten u-bahnhöfe berlins gespielt, am moritzplatz, vollbeschallung: haydn für oder gegen heroinsüchtige, dvořák für oder gegen dealer und zwischendurch eine lüpfige strauss-polka. wem das was bringen soll, darüber sind sich die berliner verkehrsbetriebe und die drogenabhängigen noch nicht ganz einig. sicher ist nur: das hat haydn nicht verdient, da muss die schöpfung irgendwie entgleist sein unterwegs. ganz so, wie haydn sich „die schöpfung“ wünschte und musikalisch illustrierte, boten sie jetzt das stadtorchester luzern, der chor luzern und die cantori contenti aus zug im kkl dar – als feier der schönheit, der vielfalt und der wunder der natur. 140 laien finden hier zusammen und man ist tief beeindruckt, mit welcher leidenschaft und auf welch hohem niveau die 67 musikerinnen und musiker und die 73 chorsängerinnen und -sänger dieses anspruchsvolle werk meistern. dirigent manuel oswald versteht es ausgezeichnet, mit diesen 140 laien und den drei professionellen solisten ulla westvik, jakob pilgram und matthias helm einen kompakten klang zu entwickeln und die vielschichtige pracht der schöpfung zu entfalten, wuchtig, plastisch, sehr differenziert: „verwirrung weicht und ordnung keimt empor“, am anfang das chaos, dann licht und gegen ende liebe und harmonie bei allen lebewesen. ja, exakt so war die schöpfung ursprünglich wohl gedacht – und diese virtuose musik hilft gerade in turbulenten zeiten, sich vermehrt bewusst zu machen, dass wir nur eine welt haben. adam und eva und wir nachgeborenen wären „…..glücklich immerfort, wenn falscher wahn euch nicht verführt, noch mehr zu wünschen als ihr habt, und mehr zu wissen als ihr sollt!“ haydn muss da was geahnt haben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen