verloren steht david zwischen kahlen baumstämmen. starr blickt er auf das spitze messer. david will sich blenden, sich gleich die augen ausstechen. mit der härte einer griechischen tragödie endet, was wie eine absurde komödie begann. frauen (alle in rosa tütüs) und männer (in senfgelben anzügen mit kurzen hosen und sockenhaltern) paaren sich in einem seltsamen hotel. 45 tage haben sie zeit, um jemanden mit einem gemeinsamen merkmal zu finden, sonst werden sie in ein tier ihrer wahl verwandelt. wenn, dann ein hummer, entscheidet sich david: „die werden 100 jahre alt und ich mag das meer.“ paulina alpen spielt ihn am münchner volkstheater mit dem mut des verzweifelten, grossartig. „the lobster“ ist ein film von yorgos lanthimos, der die welt der dating-shows und dating-apps brutal seziert. am volkstheater macht regisseurin lucia bihler daraus ein grelles grusical. die hotellobby, die ihr jessica rockstroh auf die bühne gebaut hat, ist offenkundig von edward hoppers berühmten „nighthawks“ inspiriert. findet der entwurzelte mensch in dieser abweisenden welt gemeinsamkeiten mit einem anderen? gibt es jemanden, der auch immer nasenbluten hat oder schluckauf oder immer weinen muss oder zusammenzuckt vor schreck? das wäre dann – omg – die ideale partnerin, der ideale partner. „the lobster“ bildet nicht die realität ab, sondern die schatten dahinter, den wahnsinn in unseren köpfen. das junge ensemble presst mit grösstem vergnügen den letzten saft aus dieser absurdität, sie verbiegen und verrenken sich in diesem dating-stress. so sieht komprimierte beziehungsarbeit aus: einsamkeit geht nicht, zweisamkeit auch nicht. ein weisses pony, ein weisser hase, ein hund und ein kakadu (alle echt) dürfen die symbolhaftigkeit des ganzen noch weiter eskalieren. david ist kurzsichtig. endlich lernt er eine frau kennen, die es auch ist. doch sie verliert ihr augenlicht und damit ihr gemeinsames merkmal. was nun? mit dem spitzen messer dicht vor seinen augen steht david im wald. wird er es tun? blackout. ende. wir wissen es nicht.