wer will schon in zeiten von netflix-häppchen und tiktok-schnipseln einen zweieinhalbstündigen film eines 85jährigen mannes sehen? nun, wenn der mann francis ford coppola heisst („der pate“, „apocalypse now“), offensichtlich doch einige: der grosse saal im palacinema in locarno ist komplett ausgebucht, obwohl man ja reichlich gewarnt war vor „megalopolis“, diesem grössenwahnsinnigen projekt über grössenwahn und verwandte charakterzüge. coppola verquickt das alte rom mit den neuen usa („new rome“), filmt hart am rand des untergangs, zitiert immer wieder marc aurel – und eigentlich soll „megalopolis“ sein vermächtnis sein: der alte mann will von den dystopien der gegenwart wieder zu den utopien wechseln, will der jugend die idee einer besseren welt hinterlassen, seine hauptfigur (cesar catilina!!) will mit magisch-organischem material die stadt der zukunft bauen und das imperium retten, make the world great again. so weit, so nachvollziehbar. doch das moderne märchen entgleitet dem grossen regisseur: ein overkill an ideen, nebengeschichten, grauenvoll geschmacklosen interieurs (wie bei trumps zuhause), visuellen effekten, bizarren inhaltlichen sprüngen, ein zirkus des wahnsinns, amerika als albtraum. man ertrinkt als zuschauer in dieser spätrömischen dekadenz, voller korruption, voller affären, alles wirr, abstrus, chaotisch – und die bessere welt am ende ist, wen wundert´s, hochgradiger kitsch. man versteht, dass trotz der marke coppola kein studio diesen aberwitzigen film produzieren wollte. da bezahlte der alte mann die 120 millionen selber und verkaufte dafür einen teil seiner weinberge. was macht man nicht alles, wenn man eine mission hat. und doch, möglicherweise wird man diesen film in 20, in 50 jahren ganz anders anschauen, vielleicht hat er dann plötzlich kultstatus: unsinn als methode, das ultimative sittenbild der trump-ära.
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