Donnerstag, 19. September 2024

LUZERN: THE TURN OF THE SCREW

an der schraube drehen. immer mehr. noch mehr. bis es weh tut. „the turn of the screw“ von benjamin britten (1954) ist die vertonung einer horrorstory von henry james. ein düsteres landhaus, zwei waisenkinder, eine alte haushälterin, eine neue gouvernante, der geist einer verstorbenen gouvernante und der geist des verstorbenen dieners peter quint - man ahnt nichts gutes. zwischen realität und spuk dreht britten an der schraube, windet seine melodien immer tiefer hinein in den grusel. unter der musikalischen leitung von clemens heil und begleitet von der jungen philharmonie zentralschweiz stürzen sich jetzt studierende der hslu-musik auf diese unheimliche oper und dies, wie die öffentliche generalprobe bewies, mit grösster hingabe. die bühne liegt wie ein catwalk schräg im raum, darauf ein tisch, ein sofa, eine schaukel, geheimnisvolle lichtwechsel. mehr braucht regisseurin regina heer nicht, um die beklemmende atmosphäre der musik aufzunehmen. dies auch dank den sechs sängerinnen und dem tenor, die sich nicht nur stimmlich top zeigen, sondern auch darstellerisch: das gespenstische wird nie ausgekostet, sondern nur angedeutet, es wirkt vor allem durch reduktion gespenstisch und durch den scharfen kontrast zu den allerliebsten kindermärchen-kostümen, die studierende der hslu-design entwarfen. hervorragend, wie es dem jungen ensemble gelingt, alle rätsel in der schwebe zu halten, wie britten dies intendierte, die deutung ganz dem publikum zu überlassen: ist der kleine miles besessen? war der tote diener übergriffig? ist alles nur eine üble phantasie der gouvernante? will sie die kinder schützen – doch wovor? ein starkes stück. und absolut sehens- und hörenswert, auf welch hohem level sich die studierenden da, ja, hineindrehen.

 

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