"sartre glaubte, es werde den antisemitismus geben, solange nur ein jude am leben sei. (…) unsere ängste sind real, sie sitzen in unseren eingeweiden.“ der aufsatz von george tabori aus dem jahr 1981, der im programmheft zu seinen „goldberg-variationen“ am münchner volkstheater abgedruckt ist, ist das eindrücklichste an diesem abend. kein schlechter abend, aber auch kein volltreffer. nun, komödien waren noch nie meine grösste leidenschaft und also auch nicht mein spezialgebiet. „die goldberg-variationen“ sind eine theater-im-theater-story, bei der ein autoritärer regisseur das alte testament zur grossen show aufmotzen will, doch so wie gott mit der schöpfung scheitert, scheitert dieser regiegott an einem renitenten ensemble. die vertreibung aus dem paradies, der auszug aus ägypten, die zehn gebote – und das alles mit nur vier schauspielern, das muss schief gehen und es geht schief, im stück absichtlich, in der inszenierung unbeabsichtigt: viel witz, wenig tempo, viel lärm, wenig tiefgang. volkstheater-intendant christian stückl feiert erfolge als regisseur der passionsspiele in seiner heimat oberammergau, seine inszenierung hier ist eher unterammergau. taboris bitterböser jüdischer humor („was sagte jesus nach dem abendmahl?“ – „einer von euch wird mich verraten.“ – „nein! getrennte rechnungen bitte…..“) kommt hier oft aufgesetzt, absehbar, zähflüssig daher. nur eben, wie sagt der junge regieassistent goldberg während diesen probensequenzen einmal: „wer kann, der kann. und wer nicht kann, wird kritiker.“ das lassen wir jetzt hier einfach mal so stehen.
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