ein
grosser, dunkler raum. in der mitte ein labyrinth aus transparenten folien.
alles spiegelt, alles bewegt sich. zwischendurch ein scheinwerferflash, gelb,
violett, stroboskopeffekte, wieder dunkel. da! bin das ich? ein spiegelbild?
sehe ich anders aus? oder ist es ein anderer, der mir hinter den nächsten
beiden folien entgegenkommt? ist da eben ein kind vorbeigehuscht? oder war das
eine projektion? wer bin ich? wo bin ich? wer sind die anderen? die dreidimensionale
installation von marinella pirelli (1925-2009), die unser wahrnehmungssystem
herausfordert, belebt jetzt das musée cantonale des beaux arts in lausanne. die
bezaubernde ausstellung „immersion. les origines.“ zeigt mit 14 installationen,
wie vor allem mailänder kunstschaffende zwischen 1949 und 1969 mit immersiver
kunst zu experimentieren begannen. die betrachterin, der betrachter steht nicht
mehr vor dem kunstwerk, sondern wird teil davon, taucht ein – der ursprung von
virtual und augmented reality. „eine schärfung der sinne und eine
intensivierung der wahrnehmung“ war damals das durchaus löbliche ziel. in einem
voll verspiegelten raum (christian megert) wirkt die kleine gruppe, die mich
umgibt, wie eine riesige horde, die orientierungslos rumkrabbelt. in weiteren
räumen wecken berge aus kleinsten styroporkügelchen (fabio mauri) oder wild
aufgewirbelten gänsefedern (judy chicago) winterillusionen und winterlüste. diese
ausstellung ist ein fest für alle sinne, man wird physisch an der kunst
beteiligt. immer wieder: wer bin ich? wo bin ich? die vielen kinder, die am
eröffnungswochenende begeistert im museum herumwuseln, helfen zusätzlich, die
welt – und sich selbst – wieder einmal spielerischer zu sehen. eine wohltat.
Montag, 6. November 2023
LAUSANNE: IMMERSION. LES ORIGINES.
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