Montag, 6. November 2023

LAUSANNE: IMMERSION. LES ORIGINES.

ein grosser, dunkler raum. in der mitte ein labyrinth aus transparenten folien. alles spiegelt, alles bewegt sich. zwischendurch ein scheinwerferflash, gelb, violett, stroboskopeffekte, wieder dunkel. da! bin das ich? ein spiegelbild? sehe ich anders aus? oder ist es ein anderer, der mir hinter den nächsten beiden folien entgegenkommt? ist da eben ein kind vorbeigehuscht? oder war das eine projektion? wer bin ich? wo bin ich? wer sind die anderen? die dreidimensionale installation von marinella pirelli (1925-2009), die unser wahrnehmungssystem herausfordert, belebt jetzt das musée cantonale des beaux arts in lausanne. die bezaubernde ausstellung „immersion. les origines.“ zeigt mit 14 installationen, wie vor allem mailänder kunstschaffende zwischen 1949 und 1969 mit immersiver kunst zu experimentieren begannen. die betrachterin, der betrachter steht nicht mehr vor dem kunstwerk, sondern wird teil davon, taucht ein – der ursprung von virtual und augmented reality. „eine schärfung der sinne und eine intensivierung der wahrnehmung“ war damals das durchaus löbliche ziel. in einem voll verspiegelten raum (christian megert) wirkt die kleine gruppe, die mich umgibt, wie eine riesige horde, die orientierungslos rumkrabbelt. in weiteren räumen wecken berge aus kleinsten styroporkügelchen (fabio mauri) oder wild aufgewirbelten gänsefedern (judy chicago) winterillusionen und winterlüste. diese ausstellung ist ein fest für alle sinne, man wird physisch an der kunst beteiligt. immer wieder: wer bin ich? wo bin ich? die vielen kinder, die am eröffnungswochenende begeistert im museum herumwuseln, helfen zusätzlich, die welt – und sich selbst – wieder einmal spielerischer zu sehen. eine wohltat.

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