Sonntag, 11. Juni 2023

LUZERN: REVUE DES FOLIES / DOKTOR OX

was für eine show! was für ein spass! das luzerner theater gönnt sich zum saisonende ein open-air-spektakel, wie es die stadt lange nicht gesehen hat: schrill, laut, glamourös! was verbindet den französischen komponisten jacques offenbach und das 2004 verstorbene luzerner stadtoriginal emil manser? beide hielten der gesellschaft den spiegel vor, beide liebevoll-witzig, der eine mit schmissigen melodien, der andere mit seinen humorigen pappschildern. also packen regisseur felix schrödinger und dirigent james hendry die beiden unter einen hut, respektive auf eine bühne, erzählen offenbachs operette von „doktor ox“ (nach einer erzählung von jules verne) neu und peppen sie mit melodien aus anderen werken gehörig auf. ox, ein gewissenloser betrüger, der sich als wissenschaftler ausgibt, experimentiert mit den bewohnern einer biederen kleinstadt und benebelt sie so lange mit seinem oxygen, bis alles ausser rand und band gerät. das gas verwandelt das langweilige nest in sodom und gomorrha, die moral ist dahin, die zugeknöpfte gattin des bürgermeisters spaziert plötzlich als erotische versuchung durch die gegend, zum fetzigen cancan aus „orpheus in der unterwelt“ wird der platz zwischen theater und jesuitenkirche gerockt, die halbe stadt bebt. und emil manser? beobachtet das wilde treiben und denkt sich das seine. vier grosse emil-manser-köpfe bilden das bühnenbild, acht kleine mansers (studierende der musical factory, extra-bravo!) spielen und tanzen sich in seinem chaplin-outfit schelmisch durch diese revue des folies. das opernensemble, das pascal seibicke mit überbordender phantasie spektakulär eingekleidet und mit wunderlichen perücken hochgerüstet hat, zeigt sich in bestform und geniesst es ganz offensichtlich, für einmal komödiantisch die post abgehen zu lassen. eine tolle bande. „schön isches gsii“, steht auf einem von mansers schildern. sehr schön isches gsii.  

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