was für eine
show! was für ein spass! das luzerner theater gönnt sich zum saisonende ein
open-air-spektakel, wie es die stadt lange nicht gesehen hat: schrill, laut, glamourös!
was verbindet den französischen komponisten jacques offenbach und das 2004
verstorbene luzerner stadtoriginal emil manser? beide hielten der gesellschaft
den spiegel vor, beide liebevoll-witzig, der eine mit schmissigen melodien, der
andere mit seinen humorigen pappschildern. also packen regisseur felix
schrödinger und dirigent james hendry die beiden unter einen hut, respektive
auf eine bühne, erzählen offenbachs operette von „doktor ox“ (nach einer
erzählung von jules verne) neu und peppen sie mit melodien aus anderen werken
gehörig auf. ox, ein gewissenloser betrüger, der sich als wissenschaftler
ausgibt, experimentiert mit den bewohnern einer biederen kleinstadt und benebelt
sie so lange mit seinem oxygen, bis alles ausser rand und band gerät. das gas
verwandelt das langweilige nest in sodom und gomorrha, die moral ist dahin, die
zugeknöpfte gattin des bürgermeisters spaziert plötzlich als erotische
versuchung durch die gegend, zum fetzigen cancan aus „orpheus in der unterwelt“
wird der platz zwischen theater und jesuitenkirche gerockt, die halbe stadt
bebt. und emil manser? beobachtet das wilde treiben und denkt sich das seine.
vier grosse emil-manser-köpfe bilden das bühnenbild, acht kleine mansers (studierende
der musical factory, extra-bravo!) spielen und tanzen sich in seinem
chaplin-outfit schelmisch durch diese revue des folies. das opernensemble, das
pascal seibicke mit überbordender phantasie spektakulär eingekleidet und mit
wunderlichen perücken hochgerüstet hat, zeigt sich in bestform und geniesst es ganz offensichtlich, für einmal komödiantisch die post abgehen zu lassen. eine
tolle bande. „schön isches gsii“, steht auf einem von mansers schildern. sehr
schön isches gsii.
Sonntag, 11. Juni 2023
LUZERN: REVUE DES FOLIES / DOKTOR OX
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