die bühne im basler schauspielhaus ist leer. und sie ist ein schlachtfeld. leergesoffene ginflaschen liegen am schluss herum, zerschmetterte gläser, zerfetzte bilder, eine zerstörte geburtstagstorte, und die geplatzten ballone stehen für die geplatzten illusionen. petra von kant, einst erfolgreiche und bekannte modeschöpferin, ist ein wrack. „die bitteren tränen der petra von kant“ von rainer werner fassbinder 1971 geschrieben, 1972 verfilmt, trägt stark autobiographische züge: ein schwer narzisstischer mensch demütigt sein umfeld, ein stück über risiken und nebenwirkungen von karriere und erfolg. in der inszenierung von anna bergmann spielt carina braunschmidt dieses menschliche monster mit geradezu beängstigendem furor, sie liefert ein ebenso faszinierendes wie abstossendes porträt dieser desolaten diva. ihre freundin, ihre angestellte, ihre geliebte, ihre mutter, ihre tochter – alle ebenfalls hervorragend besetzt, alle werden sie während eineinhalb stunden fertiggemacht, verbal und emotional niedergetrampelt. braunschmidt, immer in elegante schwarze seide gekleidet, schleudert die sätze wie gift durch die gegend, oder mal nur einen blick, der erniedrigt, mal nur ein fieses zucken im gesicht. gelegentlich versucht sie interesse für die anderen vorzutäuschen, es gelingt ihr schlecht, ihr ego überschattet alles. sie hasst diese menschen – und doch will sie sie besitzen: ein leben voller abhängigkeiten, voller verhängnisse, voller widersprüche. diese widersprüche hält kein mensch aus, auch petra von kant nicht. diese frau tanzt am abgrund, verzweiflung, schreie, alkohol, chaos, noch mehr alkohol, eskalation total – und am schluss nur noch eine endlose innere leere. leer wie die bühne. heavy.
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