wer bin ich? wer will ich sein? wo bitte geht’s hier gleich zu meiner identität? der zeitgeist hat reichlich zu tun in yasmina rezas neuem stück, das jetzt am residenztheater in münchen uraufgeführt wurde. „james brown trug lockenwickler“, der titel ist ja schon mal ein ding. jacob (vincent zur linden) hält sich seit kindstagen für die kanadische sängerin céline dion, „ein kostbarer kristall“, kommt dafür in eine klinik, wo er sich mit dem bleichen philippe (johannes nussbaum) anfreundet, der sich als schwarzer aus amerikas süden versteht. den text, der trotz seinem gesellschaftspolitischen gewicht luftig-leicht daher kommt, siedelt regisseur philipp stölzl in einer surrealen phantasiewelt an: eine riesige bachforelle guckt links aus dem vorhang und sieht rechts ihre eigene schwanzflosse, eine schaukel schwingt hin und her, daneben spielt ein von geisterhand gesteuertes piano, das jacob und philippe immer wieder lustvoll be- und umturnen. ein setting wie von magritte, ein setting voller rätsel, mehr poesie geht nicht. mit vollendeter eleganz macht sich jacob/céline an einem monströsen luftbefeuchter zu schaffen, um ihre stimmbänder für die bevorstehende welttournée zu pflegen, während philippe seinen feigenbaum aus den mississippi-sümpfen liebkost und sich, um ihn zu schützen, daran festkettet. die beiden jungs mögen sich, verspielt und anrührend, sie sind mit sich im reinen. das problem? sind, resp. haben die anderen. jacobs eltern drehen fast durch, wollen ihren sohn als sohn zurück, den sie hartnäckig weiter „muckel“ nennen. lisa wagners knallige psychiaterin pendelt zwischen pragmatismus („keiner lässt sich hier von der biologie einschüchtern“) und wahnsinn („ich fahre von paris nach san remo ohne einmal zu bremsen“). wer findet wie zu sich? fragen über fragen. die rätsel bleiben. sollen sie auch.
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