Montag, 27. Dezember 2021

MANNHEIM: MUTTER!

frauen, jeweils eine stunde, einen tag und eine woche nach der geburt ihres kindes: glücklich, müde, kämpferisch, erschöpft, entstellt, euphorisch, verzweifelt, eine zeigt der fotografin den stinkefinger. die bildserie der holländerin rineke dijkstra zeigt schonungslos die ersten momente des mutterseins. und in der begehbaren installation von laure prouvost – ein abgedunkelter raum mit saugnäpfen und brüsten aus glas und röhren und schläuchen und glucksenden geräuschen – fühlt man sich selber in den mutterleib zurückversetzt, gar nicht unangenehm, by the way. über 150 exponate umfasst die grosse schau zum thema „mutter!“ in der kunsthalle mannheim. in der lichtdurchfluteten zentralen halle dieses tollen museums können besucherinnen und besucher ihre eigenen mutter-bilder und -erinnerungen auf zetteln an die wand pinnen. viele liebesbekundungen hängen da, aber auch dies: „du warst so böse zu uns.“ madonna und medea - die ausstellung umfasst das ganze spektrum, vom gebären bis zum sterben, von der liebevollen, fürsorglichen mutter bis zur widerwilligen, sie zeigt von egon schiele bis yoko ono und von rené magritte bis tracey emin, wie sich der blick kunstschaffender auf mütter verändert hat, sie dokumentiert so auch den gesellschaftlichen wandel, die veränderung der mutterrolle durch den kampf der frauenbewegung etwa. gegen ende des rundgangs hängen sechs fotografien mit sechs schwarzen, nein, nicht müttern, sondern männern, die ihre kinder in tüchern durch die strassen tragen, ebenso kunst- wie liebevoll eingewickelt.

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