nur
schon dieses bühnenbild: der salon in der irrenanstalt von fräulein doktor
mathilde von zahnd ist hier eine grosse gummizelle, die polster an böden und wänden
könnten schweizer käse sein oder weisse schokolade, alles wird in giftgelbes licht
getaucht, manchmal auch giftgrünes, farbenpracht mit brechreizqualität, ein
optischer wahnsinn. herbert fritsch, für bühne und inszenierung zuständig,
treibt „die physiker“ von dürrenmatt am schauspielhaus zürich vom grotesken an
die grenze des sinnfrei absurden. die drei physiker, die eigentlich spione
sind, die sich als irre physiker ausgeben: monster. die drei buben von möbius: blockflötenspielende
monster, vor denen sich frankenstein fürchten würde. angetraute, krankenschwestern,
pfleger: alles monster. dürrenmatt hat sich das ja hübsch ausgedacht, wohin
irre physiker die welt führen könnten – und fritsch denkt es sich zu ende. die sätze
werden in worte zerlegt und die worte in buchstaben, dazu quält sich das
gesamte ensemble in konsequent spastischen bewegungen durch diese gummizelle; das
hat etwas tendenziell ermüdendes, man wird allerdings immer wieder belohnt
durch hochakrobatische highlights (jan bluthardt als psalmodierender missionar
rose und schwereloser oberpfleger sievers). alles ist dermassen überzeichnet und übersteuert, dass corinna
harfouch gegen ende ihre liebe mühe hat, als hochtoupiertes fräulein doktor von
zahnd die irrste der irren zu sein und die oberhoheit über den giftgelben wahnsinn
zu wahren. „ist das noch max frisch?“
fragt der hinzuerfundene feuerwehrmann einmal besorgt und verwirrt. der alte
dürrenmatt hätte wohl wohlig gegrunzt.
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