vor
der dorfschenke rechts auf der bühne singt der pfarrer mit dem landvolk
„grosser gott, wir loben dich“, derweil das bier in rauhen mengen durch die
kehlen fliesst. sympathischer einstieg, subito ins 18.jahrhundert. die
„flegeljahre“ von jean paul sind mir letztmals 1976 begegnet, maturalektüre,
560 alles in allem nicht zwingende seiten. die geschichte von den
zwillingsbrüdern vult, der sich mit 14 für eine blockflötenkarriere entscheidet
(was uns maturanden verständlicherweise masslos faszinierte), und walt, der
sich in neun berufen bewähren muss, bevor er das ihm zugedachte erbe antreten
kann, inszeniert robert gerloff im marstall des münchner residenztheaters als
heiteren komödienstadel: türen, die im falschen moment knallen, also im
richtigen, bierdosen, die im falschen moment losschäumen, also im richtigen,
matratzenberge, die im falschen moment einstürzen, also im richtigen. die zwei
jungs (franz pätzold und miguel abrantes ostrowski als kongeniales, driviges
duo) scheitern fröhlich durch leben und liebe – und die sekundärliteratur mit
all ihren kleinen und grösseren fragezeichen zu dieser parodie auf den
bildungsroman wird der einfachheit halber in witzigen extempores gleich
mitinszeniert. gewürzt mit viel live-musik, schnulzen von grieg bis simon and
garfunkel, schwingt sich der abend aufs höchstmögliche landtheater-niveau. das
macht den roman von jean paul nicht zwingender, aber doch deutlich
kurzweiliger.
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