Montag, 3. Februar 2014

MÜNCHEN: TRILOGIE DER ARBEITSLOSIGKEIT

"es braucht niemanden mehr. nicht mal einen klomann." tristesse totale. ilona hat ihren job als oberkellnerin verloren, ihr mann lauri seinen als tramfahrer. rosetta kann nicht arbeiten, weil ihre debile mutter ohne sie nicht leben kann. sue ist ebenfalls ohne arbeit und driftet ins abseits. unter dem titel "ilona. rosetta. sue." verknüpft sebastian nübling diese figuren und ihre geschichten, die auf drei filmen beruhen (kaurismäki, dardenne, kollek), an den münchner kammerspielen zu einer beunruhigenden trilogie der arbeitslosigkeit. acht werktische stehen diagonal in die tiefe des bühnenraums; sie dienen als fliessband, als bar, als notunterkunft, als schalter im arbeitsamt. diese diagonale ins dunkle ist hier die einzige perspektive. um sie herum entwickeln die schauspieler, die estnisch, französisch, deutsch, kongolesisch und englisch sprechen, dialoge ohne hoffnung und berührungen ohne wärme. es ist das ringen um die letzte würde, und es bleibt meist erfolglos. so entsteht eine in kaltes neonlicht getauchte symphonie des herausfallens aus den strukturen, die in ihrer konsequenz bis an die schmerzgrenze geht. ist, wer da zuguckt, ein sozial-voyeur? gegenfrage: ist es nicht aufgabe des theaters, solche realitäten zu vermitteln? nicht wenige verlassen die vorstellung vorzeitig; das dürfte der schlüssel zur antwort sein.

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