Sonntag, 16. Februar 2014

ZÜRICH: DIE PHYSIKER IN GIFTGELB

nur schon dieses bühnenbild: der salon in der irrenanstalt von fräulein doktor mathilde von zahnd ist hier eine grosse gummizelle, die polster an böden und wänden könnten schweizer käse sein oder weisse schokolade, alles wird in giftgelbes licht getaucht, manchmal auch giftgrünes, farbenpracht mit brechreizqualität, ein optischer wahnsinn. herbert fritsch, für bühne und inszenierung zuständig, treibt „die physiker“ von dürrenmatt am schauspielhaus zürich vom grotesken an die grenze des sinnfrei absurden. die drei physiker, die eigentlich spione sind, die sich als irre physiker ausgeben: monster. die drei buben von möbius: blockflötenspielende monster, vor denen sich frankenstein fürchten würde. angetraute, krankenschwestern, pfleger: alles monster. dürrenmatt hat sich das ja hübsch ausgedacht, wohin irre physiker die welt führen könnten – und fritsch denkt es sich zu ende. die sätze werden in worte zerlegt und die worte in buchstaben, dazu quält sich das gesamte ensemble in konsequent spastischen bewegungen durch diese gummizelle; das hat etwas tendenziell ermüdendes, man wird allerdings immer wieder belohnt durch hochakrobatische highlights (jan bluthardt als psalmodierender missionar rose und schwereloser oberpfleger sievers). alles ist dermassen überzeichnet und übersteuert, dass corinna harfouch gegen ende ihre liebe mühe hat, als hochtoupiertes fräulein doktor von zahnd die irrste der irren zu sein und die oberhoheit über den giftgelben wahnsinn zu wahren. „ist das noch max frisch?“ fragt der hinzuerfundene feuerwehrmann einmal besorgt und verwirrt. der alte dürrenmatt hätte wohl wohlig gegrunzt.

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