gottlieb und babette biedermann klammern sich aneinander und schauen sich entsetzt um, so haben sie sich den himmel nicht vorgestellt: stinkende müllsäcke, umgekippte eimer, rostige kanister, im halbdunkel eigenartige wesen mit tierköpfen, bierbäuchen, netzstrümpfen, der totale trash. kurz und gut: biedermanns sind nicht im himmel gelandet, sondern in der hölle. das nachspiel von max frischs „biedermann und die brandstifter“ (1957/58) macht corinna von rad in ihrer inszenierung in der box des luzerner theaters zum ausgedehnten vorspiel: hier müssen zwei, die sich immer für gutmenschen hielten, büssen für ihre naivität. sie haben brandstifter ins haus gelassen, sie haben die katastrophe nicht kommen sehen wollen. „wir haben doch alle nichts gewusst.“ die welt brennt, putin, trump, afd – frischs stück passt besser denn je, es ist eine warnung vor opportunismus. die brandgefährliche vorgeschichte verwandelt die regie dann in eine rasant-schrille show, ein stelldichein der oberflächlichkeiten. amélie hug, bastian inglin, wiebke kayser, robert rožić und annalisa derossi (auch am piano brillant) sind ein vorzügliches ensemble, da sitzt einfach alles, die haben tempo, die haben witz, die beherrschen schnelle stimmungswechsel, wunderbar spiessig und erschreckend fahrlässig: alltag bei biedermanns, party bei biedermanns, mal sehen sie aus wie barbie und ken, mal wie janet und brad aus der „rocky horror picture show“, die beiden brandstifter adrett und zuvorkommend, ihre benzinkanister sind da längst auf dem dachboden, man freundet sich an, prostet sich zu, wirft sich aufs sofa, dazu singen und summen sie ein bisschen sinatra, ein bisschen wagner, ein bisschen stephan eicher – bis es knallt. alles viel zu harmlos? zu hübsch? zu nett? im gegenteil, ein volltreffer! denn genau darum ging es frisch, dass hinter dem harmlosen das gefährliche lauert. ja, die welt brennt, aber „i nime no e campari soda”.
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