mehr fummel geht nicht: federboas, tüllbahnen, mit spiegelscherben verzierte leggins, kettenkorsetts, überdimensionierte mäntel aus sofastoffen, tortenspitzen-décolletés, kragenskulpturen, lebensgefährliche high-heels, shabby-strick, glitterstiefel bis zum hals – kurz, eine kostümorgie ohnegleichen erwartet die besucherin und den besucher im untergeschoss des museums für gestaltung in zürich. „transformation!“ ist eine hommage an die mittlerweile 74jährige susanne bartsch, die als jugendliche aus bern floh (kann man verstehen), zuerst nach london, dann in die usa. looks und styles sind ihre welt, in der new yorker partyszene wurde sie mit ihren exzentrischen kreationen zur stilikone, zur queen. manches ist inspiriert von fernen kulturen, einiges von der sado-maso-szene und einiges wohl direkt von der hölle. man muss diese kostüme nicht mögen, doch die grenzenlose kreativität bartschs ist überwältigend, ein fest fürs auge. so wird diese ausstellung zu einer reflexion über die lust am verstellen, über das bedürfnis, andere seiten nicht zu verstecken, sondern zu zeigen, ja auszustellen. wer sind wir? wer sind wir auch noch? wer möchten wir sein? wo wird die bekleidung zur verkleidung? welche botschaften übermitteln wir durch unsere erscheinung? man landet ohne umwege bei philosophischen und existenziellen fragen, die auch menschen beschäftigen, die nicht regelmässig bei susanne bartsch in den hippen new yorker locations rumhängen. und ja, dieser frau ging und geht es mit ihrer schrägen und schrillen mode und ihren performances nie bloss um lust und effekt, sondern auch um neue konzepte von weiblichkeit und männlichkeit, um die dekonstruktion von gender – und vor allem: um toleranz.
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