Montag, 23. Dezember 2024

GENÈVE: COUP FATAL

vergnügt spielt der mann aus kinshasa hinten auf der bühne auf seinem balafon. vier weitere knien vor ihm und scheinen mit weit ausholenden armbewegungen den klang richtung saal zu schaufeln, die töne mit den händen gleichsam ins publikum zu werfen. ein faszinierender moment, weil er eine uns ungewohnte musik mit einem ungewöhnlichen, sehr stimmigen bild illustriert. „coup fatal“ führt elemente afrikanischer und europäischer kulturen zusammen, barockarien von monteverdi, händel und gluck verschmelzen mit kongolesischem rumba. das projekt – eine ebenso mutige wie gelungene mischung aus konzert, oper und tanztheater – entstand 2014 für die wiener festwochen, worauf eine zweijährige höchst erfolgreiche tournee folgte. und jetzt haben die musiker fabrizio cassol und rodriguez vangama und der choreograf alain platel „coup fatal“ im auftrag der comédie de genève wiederbelebt. mit unerschöpflicher vitalität spielen, tanzen und singen sich der countertenor coco díaz, elf kongolesische musiker und eine musikerin durch dieses interkontinentale crossover, mokieren sich auch mal über typische klischees der anderen kultur, sind pausenlos in bewegung, ein energetischer strudel sondergleichen. es dauert allerdings ein weilchen, bis der funke auf das traditionell reformiert-reservierte genfer publikum überspringt. doch die wilde bande auf der bühne schafft es, die kostüme werden immer bunter, die performance immer ausgelassener, bis zur finalen ekstase, wo der tenor das unvermeidliche „lascia ch´io pianga“ aus händels „rinaldo“ anstimmt und ein kongolese wieder und wieder „open your heart“ dazwischensingt, eindringlich zum publikum gewandt, „open your heart“. eine extra-portion afrikanisches selbstbewusstsein.

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