zwei dunkelhaarige schönheiten in luftigen kleidern werfen mit einem weissen laken einen älteren herrn (typ professor unrat) in die luft, er versucht sich festzuklammern, doch keine chance, die energie der jungen damen hat´s in sich. was die „jugend“, die münchner illustrierte für kunst und leben, am 4. juni 1898 auf ihrer titelseite zeigte, kann man als symbol für die ganze epoche sehen: das alte wird mit schwung entsorgt. in der grossen ausstellung „jugendstil made in munich“ zeigen das stadtmuseum und die kunsthalle gemeinsam, wie münchens ruf als weltoffene metropole gegen ende des 19. jahrhunderts kunstschaffende aus ganz europa anzog. in diesem für innovationen offenen klima wollten sie sich nicht länger an den stilen der vergangenheit orientieren, sondern neues schaffen, das weit über die kunst hinausging: einen gerechteren und nachhaltigeren lebensstil. die gleichstellung der geschlechter war schon damals ein zentrales postulat, ebenso ein gesundes leben im einklang mit der natur. beispielsweise gab´s in münchen schon kurz nach 1900 das erste vegetarische restaurant, bezeichnenderweise mit dem namen „ethos“. der jugendstil, das präsentiert die ausstellung mit einer beeindruckenden fülle von exponaten, erfasste das gesamte spektrum des täglichen lebens: möbel, textilien, geschirr und andere gebrauchsgegenstände, grafik – überall schlugen sich die weichen formen der natur nieder, blumenornamente, girlanden, geschöpfe aus den tiefen des meeres. was zu kurz kommt in der schau: die architektur des jugendstils. auch dafür ist münchen ein mekka. reicht für mehrere streifzüge durch die stadt.
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