die alte frau yamamoto (nikola weisse, lebensklug und rührend) möchte ihre wohnungstür immer einen spalt weit offen lassen, um sich nicht so allein zu fühlen. doch die menschen in ihrem treppenhaus reden und leben aneinander vorbei. einer dichtet haikus für eine heike, die´s gar nicht gibt. eine glaubt, die probleme wären gelöst, wenn alle eine waffe hätten. einer möchte die betagte nachbarin keinesfalls einladen, weil er befürchtet, dass er sie nicht mehr los wird. distanz allenthalben, vereinzelung, vereinsamung – ganz grosses thema. „ich eigne mich nicht für die wirklichkeit“, sagt einer. auch andere denken so. die uraufführung von „frau yamamoto ist noch da“ von dea loher findet in tokio und zürich gleichzeitig statt. auf der bühne des schauspielhauses schieben sich permanent rote, blaue und gelbe plexiglasscheiben zwischen diese menschen: sie sehen sich, sie hören sich und bleiben doch immer gefangen, isoliert in ihrer eigenen welt. in diesem transparenten labyrinth von florian lösche und zu suggestivem sound von mark badur und the notwist arrangiert regisseurin jette steckel mit einem top-ensemble eine oft tragische, gelegentlich komische und immer wieder ins absurde kippende choreografie der einsamkeit. es ist ein ausufernder reigen loser szenen, dem ein paar striche gut getan hätten. dicht und überzeugend ist dea lohers vorlage, wo sie sich an den individuellen neurosen ihrer figuren abarbeitet und sich kleine utopien ausmalt, doch verliert sie diesen fokus immer wieder und packt alle dramen dieser welt dazu, krieg und börsenkurse und fischsterben und robotik. frau yamamoto stirbt mitten im stück, durchaus zufrieden. sie hat spuren hinterlassen in ihrer umgebung, ihr umgang mit schicksalsschlägen war vorbildlich und auch inspirierend, das merken viele erst spät. ihre seele, die bleibt als summe aller erinnerungen an sie, sie lebt weiter, sie ist noch da.
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